die anderen:
Zum weltweiten Erfolg der Harry-Potter-Bücher von J. K. Rowling schreibt der Daily Telegraph aus London: Mit einigen ganz wenigen Abänderungen hätten die Bücher über Harry Potter vor einem Jahrhundert geschrieben werden können. Und dennoch werden sie von modernen Kindern weltweit, die eher an Rechte und Selbstverwirklichung als an Pflichten und Regeln glauben, verschlungen. Die Bücher halten an alten Werten wie Ehrlichkeit, Anstand, Bescheidenheit, Großzügigkeit und Mut fest. Lang lebe Harry Potter.
Die Pariser Tageszeitung Libération meint zum Nahost-Gipfel in Washington: Auch wenn man sich vor historischen Vergleichen hüten soll, so drängt sich doch die Erinnerung an den Weg auf, den General de Gaulle vor fast 40 Jahren zur Beendigung des Algerien-Krieges eingeschlagen hatte. Die Dringlichkeit ist gleich groß. So wie de Gaulle es den kriegsmüden Franzosen versprochen hatte, den Algerien-Krieg zu beenden, so ist Barak mit dem Versprechen gewählt worden, den Friedensprozess wieder in Gang zu bringen.
Zum Verhältnis von Ex-Kanzler Helmut Kohl zur bislang wenig überzeugenden CDU-Vorsitzenden Angela Merkel macht sich der Münchner Merkur Gedanken: Helmut Kohl hat noch Freunde. Die meisten schweigen zu den Spektakeln, die um den Altkanzler veranstaltet werden. Ein paar in der CDU beginnen allmählich damit, ihn offen zu verteidigen. Die neue Vorsitzende Angela Merkel gerät in eine verzwickte Lage: Distanziert sie sich allzu deutlich von Kohl, bekommt sie Streit mit seinen Anhängern. Hält sie sich zurück, schwindet ihre Autorität als Erneurerin der CDU. Kohl ist ein von den Wählern abgestrafter gestürzter Regierungschef, gedemütigt von der veröffentlichten Meinung und von Mitgliedern seiner eigenen Partei, die ihm vor kurzem noch – bildlich gesprochen – die Schuhe geputzt haben. Und dann sind da die Mitglieder des Untersuchungsausschusses, Hinterbänkler, die sich mit Vorwürfen in ihn verbeißen. Insgesamt harte Strafen für den Ehrenbürger Europas. Es gibt eine Grenze, wo die Häme aufhören sollte.
Das gleiche Thema kommentiert die Abendzeitung aus München: Helmut Kohl wird immer mehr zum Schicksal der Union. An seiner Person droht sich die Partei zu spalten: hier die Reformer um das Führungsduo Merkel und Merz, dort die Kohlianer, die den durch die Spendenaffären belasteten Patriarchen zurückhaben wollen in den großen Schoß der Unions-Familie. Die Zahl Letzterer wächst täglich. Dabei spielt die Sehnsucht nach einer starken Führungsfigur mit, zu der bislang weder Merkel noch Merz geworden sind.
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