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Keine Subkultur

Der traditionsreichen „Kirche von Unten“ wurden die Räume in der Kremmener Straße in Mitte gekündigt

Kommst Du mit ins Konzert der „Kirche von Unten?“ Diese Frage dürfte irritieren, wenn man nicht mit der Ostberliner Geschichte der 80er-Jahre vertraut ist. Vor allem, wenn man dann in selbst ausgebauten Konzerträumen in der Kremmener Straße in Mitte Punk und Hardrock hört.

Seit 1992 hat dort die „Kirche von unten“ (KvU) ihre Räume, in denen neben hartem Sound auch viele andere kulturelle Aktivitäten auf dem Programm stehen. Von Theateraufführungen über Filmabende bis zu Lesungen reicht das Angebot. Für viele Jugendliche sind die Räume ein begehrter Ort für ein billiges Sonntagsfrühstück und bezahlbare Getränke. Jetzt sind der KvU zum 1. September die Räume gekündigt worden.

Offizieller Grund sind Beschwerden der Nachbarschaft über Ruhestörungen bei den Konzerten. „Wir haben uns immer um ein gutes Verhältnis mit den Nachbarn bemüht und alles getan, um unnötigen Lärm zu vermeiden“, versichert Anke, die wie alle ehrenamtlich bei der KvU arbeitet. Unter dem Dach der KvU sammelten sich in den 80er-Jahren staatskritische Friedens- und UmweltaktivistInnen. Seit einem Jahr gehört das Haus, in dem die KVU jetzt residiert, der Hamburger Firma Ernst G. Hachmann GmbH.

Anke hält die Begründung der Kündigung für vorgeschoben. „Für die Subkultur ist hier kein Platz mehr“, meint KvU-Mitarbeiter Sebastian. Ein Vorwurf, der nach einem Blick auf die Briefkastenschilder am Haus nicht von der Hand zu weisen ist. Filmproduktionsfirmen haben mittlerweile dort ihr Domizil.

Wenn es bezahlbare geeignete Räumlichkeiten gibt, würde die KvU auch den Standort wechseln. Doch nicht um jeden Preis: Das Angebot, in eine ausrangierte Kirche nach Friedrichshain zu ziehen, wurde verworfen. Lustig findet es Anke dennoch: „Die wollten wir Ende der 80er-Jahre mal besetzen.“ PETER NOWAK

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