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american pieFamilienpower bei den Olympischen Spielen

Clark, Clark und Clark

Helter Skelter in a summer swelter

Es gibt nicht viele Menschen, die von sich behaupten können, dass sie schon mal von dem berühmten Schauspieler Morgan Freeman in einem Hollywood-Film dargestellt wurden. Joe Clark kann das durchaus. In „Lean On Me“ – deutscher Verleihtitel: „Joe Clark gibt nicht auf“ – wurde 1989 erzählt, wie Clark mit ebenso rigiden wie unkonventionellen Methoden als Leiter einer berüchtigten High School in Paterson, New Jersey erfolgreich Drogenhandel und Gewalt bekämpfte. Noch heute ist Clark, der auch vor dem Einsatz eines Baseball-schlägers zur Einschüchterung nicht zurückschreckte, stolz darauf, einmal 300 Schüler an einem einzigen Tag suspendiert und damit „alle Liberalen aufgebracht“ zu haben. Als „eine Art Dirty Harry des Erziehungssytems“ wurde die ambivalente Filmfigur in der Chicago Sun-Times porträtiert und „Lean On Me“ geriet zum Prototyp einer ganzen Reihe Filme mit ähnlicher Thematik, zum Beispiel „Dangerous Minds“ mit Michelle Pfeiffer.

Wenn sie Freunde mit nach Hause bringe, erzählt Hazel Clark, hätten die immer noch Angst vor „Crazy Joe“, wie ihr Vater einst nicht ganz zu Unrecht genannt wurde. Die 22-Jährige ist die aktuelle Protagonistin in jenem Bereich, der die Clark-Familie heute vor allem berühmt macht: der Leichtathletik. Am Sonntag belegten Hazel, ihre Schwägerin Jearl Miles-Clark und ihre 15 Jahre ältere Schwester Joetta in Sacramento über 800 m die ersten drei Plätze bei den Trials, der Olympiaausscheidung der USA, und werden im September als „Clark, Clark und Clark“ (Jearl Miles-Clark) in Sydney an den Start gehen.

Auch bei den sportlichen Angelegenheiten der Familie hatte Patriarch Joe natürlich seine Hand im Spiel. Tochter Joetta und Sohn J. J. wurde kurzerhand verboten, im Sprint anzutreten, traditionell die Domäne schwarzer Kids, die Clark-Sprösslinge mussten statt dessen 800 m laufen. Sprinter seien nichts wert, meinte der Vater, „ich habe herausgefunden, dass das Laufen von Langstrecken disziplinierte Menschen hervorbringt“. J. J. hasste diese Theorie und pflegte sich sogar zu verstecken, wenn ein 800-m-Lauf anstand. Das hinderte den heute 35-Jährigen nicht, seine Gattin Jearl ganz in Daddys Geiste zu überreden, vom Sprint auf die längeren Strecken 400 und 800 m zu wechseln. J. J. Clark ist heute der Coach des familiären Läuferinnen-Trios.

Ebenso wie Joetta reist die 33-jährige Jearl im September zu ihren vierten Olympischen Spielen. 1988 in Seoul war sie als Ersatzläuferin für die Staffel nominiert, und erst dort ging ihr in Gesprächen mit anderen Athletinnen auf, dass sie das Laufen möglicherweise sogar zum Beruf machen könnte. 1992 in Barcelona gewann sie dann Silber, 1996 in Atlanta Gold mit der 4x400-m-Staffel. Joetta Clark rangiert zwar seit 21 Jahren ununterbrochen unter den besten 800-m-Läuferinnen des Landes, eine olympische oder WM-Medaille in dieser Disziplin, die nicht zu den Stärken der US-Leichtathletik zählt, war ihr allerdings nicht vergönnt.

Hazel Clark erlebte von frühester Kindheit an, wie ihre Schwester bei großen Meetings lief, hatte selbst aber zunächst wenig für die Leichtathletik übrig, sondern bevorzugte den Eiskunstlauf. Erst als sie beim Axel so heftig stürzte, dass sie ins Krankenhaus musste, ergab sie sich der Clark-Bestimmung, wurde College-Champion und führte das Trio jetzt zur Olympiaqualifikation. „Ich musste endlich aufhören, mich als die kleine Schwester zu sehen“, verrät sie gewachsenes Selbstbewusstsein, von dem die ältere Schwester allerdings nichts wissen will. „Sie kann Clark sein, wenn ich aufhöre“, sagt Joetta, „solange ist sie Baby Clark.“

Dass die 37-Jährige überhaupt in Sydney dabei ist, kann eigentlich nur dem Familiensinn geschuldet sein. Bei den Trials schien sie schon hoffnungslos zurück zu liegen, doch dann schaffte sie es mit einem erstaunlichen Endspurt doch noch, der konsternierten Meredith Rainey-Valmon den dritten Rang wegzuschnappen. Am Ende war es eine einzige Hundertstelsekunde, die dafür sorgte, dass „Clark, Clark und Clark“ intakt blieb und tatsächlich bei den Olympischen Spielen für „family values“ der besonderen Art werben kann. Wäre doch gelacht, wenn daraus nicht irgendjemand einen Film machen würde. MATTI LIESKE

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