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Mugabe holt zum Schlag aus

Simbabwes Präsident will jetzt laut Rundfunk drei Viertel aller weißen Farmen enteignen. Er reagiert damit auf einen Generalstreikaufruf der Opposition

HARARE ap/afp ■ Inmitten massiver wirtschaftlicher Probleme will der simbabwische Präsident Robert Mugabe offenbar weitaus mehr weiße Farmer enteignen als bisher angekündigt. In einem Bericht des simbabwischen Rundfunks ZBC hieß es am Sonntag, bis Ende des Jahres sollten 3.000 Farmen – das sind drei Viertel der von Weißen betriebenen Höfe – an Kriegsveteranen und Landlose verteilt werden. Nach offiziellen Angaben soll das Programm noch in dieser Woche beginnen. Der neue Plan wurde vom kürzlich ernannten Minister für Kommunalverwaltung, Ignatius Chombo, bekannt gegeben. „Die Armee wird die nötigen Transportmittel und Infrastruktur bereitstellen“, sagte er.

Die Liste der betroffenen Farmen soll im Laufe der Woche bekannt gegeben werden. Die Regierungspläne sehen eine Entschädigung der Farmer nur insoweit vor, als Verbesserungen bezahlt werden sollen, die die Farmer auf ihren Agrarflächen vorgenommen haben.

Die Entscheidung zur Ausweitung der Landumverteilung fiel, nachdem der von Weißen dominierte Bauernverband CFU angekündigt hatte, sich an einem von Gewerkschaft und Opposition für Mitte dieser Woche geplanten landesweiten Streik zu beteiligen. Mit dem Streik soll gegen die Gewalt der Zanu-Anhänger gegen Anhänger der oppositionellen Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) und die Besetzungen von Bauernhöfen demonstriert werden. Vor den Parlamentswahlen vom Juni, die die Regierungspartei Zanu nur knapp gewann, waren 31 Menschen bei politischer Gewalt getötet worden.

Der CFU reagierte entsetzt. „Ich kann nicht glauben, dass eine derart empörende Erklärung amtliche Regierungspolitik ist“, sagte der Direktor des Bauernverbands, David Hasluck.

600 Höfe sind bisher in Simbabwe von angeblichen Landlosen mit Billigung der Regierung besetzt worden. Bei gewaltsamen Zusammenstößen wurden bisher fünf Weiße getötet.

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