piwik no script img

Der Verkehr läuft verkehrt

■ Gemeinde kommt Bürgerwunsch nach / Beschwerden häufen sich

Durchfahren oder nicht? Diese Fragen stellen sich die Anwohner in Ihlpohl, wenn sie vor den Durchfahrtsverbotsschildern im Alten Postweg stehen. Die zwei roten Schilder mit den weißen Balken sorgen schon seit Anfang Juli in dem kleinen Ortsteil Ihlpohl in Ritterhude für Zwist zwischen den Anwohnern.

Aufgestellt wurden die beiden Schilder auf Drängen einer Bürger-initiative, die mit dem Durchfahrtsverbot den Verkehr aus dem Alten Postweg nehmen wollte. Die Gemeinde kam dem Wunsch nach, „probeweise für sechs Monate“ – wie die zuständige Sachbearbeiterin mitteilte. Nun ist die besagte Straße nur noch von einer Richtung zu befahren. Die engagierten Bürger haben ihr Ziel erreicht.

Hier könnte die Geschichte eigentlich schon zu Ende sein, doch sie geht erst richtig los. Jetzt stehen die zwei Schilder auf dem Asphalt und die Bewohner der Seitenstraßen auf den Barrikaden. Sie klagen über das steigende Verkehrsaufkommen vor ihrer Haustür. Vor allem in der engen Heimstraße fahren, nach Angaben der Anwohner, nun mehr Fahrzeuge als zuvor. Über diesen umständlichen Weg – durch die Heimstraße – beschweren sich auch die anderen Anwohner. Sie müssten mitunter mehrmals täglich durch diese enge Straße fahren, die nicht einmal Fußwege habe, um zu ihren Häusern zu gelangen.

Die Betreiber des Gasthofes „Ihle-Thal“ sind bereits vergangene Woche aus der Diskussion ausgestiegen. „Wir haben unser Ziel erreicht“, erklärt der Gastwirt und Hotelier Karl Schuster. Vor einer Woche wurde unter den Schildern der Zusatz „Bis Gaststätte frei“ angebracht. Den Bewohnern der Seitenstraßen hilft das nicht. Denn von ihnen als Anliegern steht auf diesen Zusatzschildern nichts.

Bei Gudrun Dickgreber hört das Telefon seit der Aufstellung der Schilder nicht mehr auf zu klingeln. Sie ist die zuständige Sachbearbeiterin im Ritterhuder Ordnungsamt und versucht, die aufgebrachten Anwohner möglichst zu beruhigen. Mittlerweile hat sich Bürgermeister Ingo Kurth (SPD) der Sache angenommmen. Er lädt alle betroffenen Anwohner am 24. August um 19.30 Uhr in die Ihlpohler Grundschule ein. Dort – so hofft der Politiker – wird „eine fruchtbare Diskussion“ stattfinden.

Christian Heiko Schuster

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen