Zum Wochenend

Es fehlt etwas, spüren Sie es nicht auch? Ein Teil aus unserem Alltagsleben ist uns genommen worden, ja, wir sind eines Stückes unserer Seele beraubt. Der Grund: Die Bremer PolitikerInnen und mit ihnen auch die hochkarätigen Beamten und Staatsräte – also Uwe „Der Surfer“, Karl-Heinz „The Hirni“ und Zlatko „The Brain“ – sind in der Sommerpause. Natürlich: Nicht alle, aber ganz viele haben sich verabschiedet. Die Entscheidenden sind jedenfalls weg.

Es ist bekanntlich so, dass man erst richtig bemerkt, was man an den geliebten Mitmenschen hat, wenn sie nicht mehr da oder vorrübergehend abwesend sind. Manchmal ist dieser Gemütsvorgang sogar schmerzvoll. Gerade in der Sommerpause zeigt sich in kasteiendem Ausmaß, wie sinn- und gegenstandslos das Gerede von der Politik- und Parteienverdrossenheit ist. Mit drängendem Eifer und immer voller Feingefühl nehmen sich Bremens PolitikerInnen nämlich unserer Sorgen und Nöte an. Und sie würden es tagein, tagaus tun, wenn es nicht diese verflixte, strunzdoofe, mit einem anderen Wort: heimtückische Sommerpause gäbe.

Nehmen wir nur das Zuwanderungskonzept. Ohne Sommerpause hätten wir schon längst eine bremenweite Regelung zur Integration ausländischer MitbürgerInnen. Nur wegen dieser schrecklichen Sommerpause wird sich die um Wohl und Wehe der bremischen Bürgerschaft besorgte Bremische Bürgerschaft erst danach mit diesem Thema befassen können. Gleiches gilt für die lang ersehnte kostenpflichtige Entfernung von widerrechtlich abgestellten Fahrrädern. Wir fordern: Da müssen endlich Beschlüsse her, zumindest aber eine engagierte Debatte. Oder das Biotechnikzentrum in Bremerhaven: Bislang hat einzig und allein diese teuflische Sommerpause dem Wirtschaftsressort die Prüfung des Kostenrahmens (zwischen 20 und 25 Millionen Mark!) verhagelt! Schlimm! Reißen wir also das Fenster auf und brüllen hinaus: Die Sommerpause ist die Menopause der Blaupause!

Aber so sicher wie die Weser durch Bremen fließt und zwei Seelen in Dr. Jekylls Brust wohnen, ist auch die Endlichkeit einer jeden Sommerpause. Gleich danach wird das Sozialressort den Stadtteilen – gekürzte – Budgets für die Jugendhilfe zuweisen. Auch das Bündnis „nixda“ wird wieder erwachen. Und der Vorstand der Philharmonischen Gesellschaft wird eine neue Richtung einschlagen. Kurz: Alles wird wieder so sein wie früher. taz