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Ausbauprogramm für Lufthansa

betr.: „Schienen beflügeln“, taz vom 31. 8. 00

Das Flughafenkonzept der Bundesregierung will es scheinbar allen recht machen und fördert nur die Flughafenstrategie der Lufthansa. Vor allem der Ausbau des Frankfurter Flughafens zählt aktuell dazu. Frankfurt soll immer mehr Drehkreuzflughafen werden. Das kann man heute schon gut sehen. Im Großraum Westdeutschland starten die Überseeflüge (Amerika, Fernost) in erster Linie von Frankfurt aus, München liegt weit dahinter an zweiter Stelle. Köln und Hamburg haben keine feste Linien dorthin und Düsseldorf nur wenige Urlaubsflieger. Der Ausbau des Frankfurter Flughafens soll diese ökologisch und ökonomisch fatale Entwicklung noch weiter treiben. Statt die Interkontinentalflüge geografisch mehr auf verschiedene Großstädte zu verteilen, müssen viele nach Frankfurt kommen. Frankfurt ist schon heute zu 50 bis 60 Prozent reiner Umsteigeflughafen (FAG-Geschäftsbericht 1999), nicht mitgezählt die Anreisenden mit Bahn oder Auto. Der Bau noch größerer Riesenjumbos passt in diese Entwicklung. Jetzt hat die Flughafen AG Frankfurt noch den Bedarf von zusätzlichen 97 Hektar Waldfläche angemahnt, nachdem Hessens CDU und FDP schon den Plan einer bestimmten Landebahn bei Kelsterbach im Landtag beschlossen hatten.

Die Landes-SPD und inzwischen auch Kanzler Schröder unterstützen den Ausbau prinzipiell ohne Festlegung auf das Landebahnkonzept von CDU und FDP. Ein Nachtflugverbot zwischen 23 und 5 Uhr sei unabdingbare Voraussetzung, sagen alle drei Parteien. Strittig ist aber, ob es rechtlich durchsetzbar ist. Je mehr Überseeflüge es gibt, desto schwieriger ist es sowieso, dieses zu praktizieren. Es geht nicht um ein bisschen Ausbau mal hier auf einem Flughafen und mal dort, sondern um die Ausbaustrategie der Lufthansa, die diese seit Jahrzehnten verfolgt. Ein für Anwohner und Umwelt schonendes Gegenkonzept wäre die wirksame Entlastung der Großflughäfen, vor allem Frankfurt, und die Verteilung der Überseeflüge flächendeckend. Davon hätten alle etwas: die Anwohner und die Fluggäste, die nicht erst große Anfahrtswege in Kauf nehmen müssten. SIGURD WÜRGES, Frankfurt/Main

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