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Von Rotorblättern erschlagen

betr.: „Windige Debatten“, taz vom 19. 8. 00

In Kalifornien, Vorzeigegebiet der Windkraftnutzung, wurden von 1995 bis 1998 allein am Altamont-Pass laut seriösen Studien 680 Großvögel, darunter 85 Steinadler, von Windkraftwerken zerfetzt. In der Juliausgabe 2000 der US-Windkraft-Branchenzeitschrift Windpower Monthly steht, dass die Todesrate bei den Steinadlern nunmehr bei rund fünfzig pro Jahr liegt, etwa ebenso viele Eulen und andere Großvögel umkommen. Für euren Autor Holger Klemm lediglich „Federvieh“, für Naturschützer dagegen rare Rote-Liste-Arten. „Wie die Brille, so die Sicht“, argumentiert er. Von wegen.

Dass an den Windkraftwerken von Gibraltar bereits 1995 dreiundvierzig der gewaltigen, seltenen Gänsegeier auf grausame Weise umgekommen sind, von anderen dort nach Afrika durchziehenden Großvögeln ganz zu schweigen, ist Fakt, nicht Ansichtssache.

Gleiches gilt für Deutschland; Wildgänse, Schwäne, seltene Schwarzstörche wurden tatsächlich durch Rotorblätter erschlagen – so wie die Schweriner Fallschirmsportlerin im Mai auf Fehmarn. Die Vertreibungseffekte bei Kranichen und vielen anderen Arten, sind ebenfalls klipp und klar belegt.

Die von Klemm genannten Studien sind allerdings die am wenigsten repräsentativen – auf die anderen, weit besseren Gutachten und eigene Beobachtungen stützte sich Nabu-Vizepräsident Professor Succow.

Vollends lächerlich wirds, wenn Succows Bewertungen dann in der taz durch einen Nabu-Referenten uminterpretiert werden – was da steht, ist falsch, unwahr: Der Träger des Alternativen Nobelpreises, Initiator des ostdeutschen Nationalparkprogramms bezieht sich keineswegs nur auf „einige ostdeutsche Gebiete“, sondern auf ganz Deutschland, zieht ausdrücklich den Vergleich Fehmarn-Rügen.

Die taz tut so, als wären Windkraftkritiker immer irgendwie mit der Atomindustrie im bösen Bunde. Zur boomenden, milliardenschweren deutschen Windkraftbranche zählen von Anfang an Rüstungskonzerne und just jene Atomindustrie, von Siemens-KWU bis RWE und Enron/USA. KLAUS HART, Berlin

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