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Ein Schlag gegen die Ökumene

betr.: „Päpstliche Gardinenpredigt“, taz vom 7. 9. 00

Sie berichten über das neue vatikanische Dokument „Dominus Jesus – über die Einzigartigkeit der Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche“. Dieses Dokument wie auch die „Seligsprechung“ des früheren Papstes Pius IX. sind ein Schlag gegen die Ökumene und die Wiedervereinigung aller Christen!

Der Vatikan vertritt die alte These, dass es außerhalb der römischen Kirche kein Heil gibt. Mit Ausnahme der orthodoxen Kirchen sind demnach alle anderen christlichen Konfessionen keine wahren Kirchen, sondern nur so genannte Gemeinschaften minderen Ranges. Dies trifft nicht nur auf die evangelischen Kichen zu, sondern auch auf die anglikanische Kirchengemeinschaft und anscheinend auch auf die alt-katholische Kirche. Rom begründet dies mit der fehlenden apostolischen Sukzession, was aber auf Anglikaner und Alt-Katholiken nicht zutrifft. Auch nach römischer Auffassung unstrittig stehen die Alt-Katholiken in der apostolischen Sukzession, doch stören sich Papst und Kurie an deren Ablehnung des Jurisdiktionsprimates und der Unfehlbarkeit des Papstes.

Für den für das Jahr 2003 in Berlin geplanten Ökumenischen Kirchentag bedeutet das neue römische Dokument einen herben Rückschlag! Wer kann da noch ernsthaft an einer gemeinsamen Eucharistiefeier der ökumenisch gesinnten Christinnen und Christen glauben? Es stellt sich die Frage, quo vadis römisch-katholische Kirche? ALFONS FISCHER, Stellvertretender Vorsitzender der anglikanisch/alt-katholischen Deutschen Willibrord-Gesellschaft e. V.

Die vatikanische Erklärung „Dominus Jesus“ unterstreicht den nicht neuen wahnhaften Absolutheitsanspruch des Vatikans, allein im Besitz der richtigen Weltanschauung zu sein. Hiermit werden zusammen mit den ca. 4.000 anderen Weltanschauungen sogar auch die Protestanten deutlich abgewertet. Viel schlimmer ist aber, dass in Zusammenhang mit diesem ungeheueren Universalanspruch auch der Hauptgrund zweierlei Grausamkeiten quasi nachdrücklich gerechtfertigt wird: 1. das jahrhundertlange millionenfache Ermorden von Nichtchristen; 2. das sogar noch momentan andauernde massive Bestehen auf vielfältigen Bevorzugungen gegenüber allen anderen Weltanschauungen.

Die Katholiken haben nun allen Anlass zu überdenken, ob sie durch ihre Mitgliedschaft weiterhin dazu beitragen wollen, dass der Vatikan massiv friedenszerstörend wirkt. Ich rufe alle Katholiken auf, dem Vatikan mittels Austritt die „Rote Karte“ zu zeigen!

REINER MOYSICH, Karlsruhe

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