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taz-olympiakrimi: im schatten der ringeKapitel 5: In dem noch eine Leiche gefunden wird

Nackt im Hafen, besoffen im Pool

Was bisher geschah: Samuel, der Bruder des mit Epo ermordeten IOC-Mitgliedes Thomas Kiwabaki, hat einen ominösen Koffer einem noch ominöseren Schein-Polizisten ausgehändigt. Ermittler Wayne Bruce geht verärgert ans Telefon.

„Bruce!“ – „Hier auch, Bruce McCauskey, Mordkommission. Einer der Haiabwehrtaucher hat nach dem Triathlon eine mit einem Diskus beschwerte Leiche im Hafenbecken gefunden.“ Wayne Bruce schnaubte: „Und? Ich habe sie nicht reingeworfen.“ – „Aber du ermittelst doch wegen diesem Sport-Darkie.“ – McCauskey war überzeugter Rassist – „und der Tote hat eine dunkle Hautfarbe.“ – „Das kommt vor.“ – „Ich glaube, er ist Afrikaner.“ Bruce und Persini, der am anderen Apparat mithörte, schossen hoch wie zwei kurzatmige Synchronschwimmer. „Wo ist er?“, fragte der Hauptkommissar. „Leichenschauhaus“, meinte McCauskey. „Bin gleich da.“

„Persini, du schaust dir die Fundstelle an, aber erst treibst du unsere verdiente Mitarbeiterin Mrs. Wade auf. Wenn sie sich nicht freiwillig meldet, fährst du hin und machst ihr Beine. Wenn es Kiwabaki ist, soll sie sein Hotelzimmer durchsuchen. Und jage Wong los. Er soll rausfinden, wer ihn wann und wo das letzte Mal gesehen hat.“ John Wong war der jüngste Mitarbeiter des Dezernats und bekam meist die Deppenjobs aufgehalst. Zur Zeit war er im Kundendienst, wo er hauptsächlich damit zu tun hatte, entsetzte Olympiatouristen aus besonders moralingefestigten Ländern zu beruhigen, die sich über die vielen Prostituierten beschwerten, die am hellichten Tag in der Innenstadt ihrem Gewerbe nachgingen. Es war ihnen klarzumachen, dass es sich bei den herumstöckelnden, schick gekleideten Damen nur um ganz normale Büroangestellte handelte, die ihre gesetzlich zugesicherte Zigarettenpause wegen des Rauchverbots in den Gebäuden auf der Straße absolvierten.

Es war Samuel Kiwabaki.

Dies schienen keine Olympischen Spiele für Afrikaner zu sein, wenig verwunderlich, dass sie noch keine Medaille gewonnen hatten. Als man ihn fand, war er völlig nackt gewesen, bis auf den Diskus, den man ihm um die Hüften gebunden hatte. Der Einstich war diesmal am Hals. Alles deutete darauf hin, dass der Mörder den schwergewichtigen Mann gezwungen haben musste, sich auszuziehen und in ein Boot zu steigen. Dann hatte er ihn umgebracht und versenkt. So kaltblütig wie dreist. Bruce war sicher, dass wie bei Thomas Kiwabaki ein Profi am Werk gewesen war.

„Der Mann, den wir suchen, ist nicht der Mann, den wir suchen“, rief Bruce aus, als er in sein Büro zurückkehrte. Das einzige potenzielle Publikum für seinen exklamatorischen Auftritt war jedoch allein eine zusammengesunkene Gestalt, deren Kopf auf dem Schreibtisch lag, während die zum Pferdeschwanz gebundenen Haare malerisch über die Tischkante fluteten. „Das scheint ja ein erfülltes Wochenende gewesen zu sein“, meinte Bruce sarkastisch, „lassen Sie mich raten: Sie sind in einem Schnapsfass die Wildwasserstrecke der Kanuten hinuntergerollt. Oder besser: Sie haben ein Schnapsfass ausgetrunken und Pat ist ohne Fass die Wildwasserstrecke hinuntergerollt.“ Pat war der Mann von Catherine Wade und waschechter Aussie. Jene Sorte, die schon nüchtern für jeden Blödsinn zu haben ist, nach drei Bier anfängt, immer verrücktere Dinge zu tun und nach zehn Bier jeden Dreijährigen im direkten Vergleich wie einen griechischen Philosophen wirken lässt. „Wir waren mit den Kindern beim Beachvolleyball“, grunzte Catherine Wade, „tolle Sache, wenn man mal davon absieht, dass eine Cola und paar Pommes acht Dollar kosten, was bei drei gefräßigen Kindern und zwei Erwachsenen ...“ – “Geschenkt“, unterbrach Bruce, „aber ich wusste gar nicht, dass beim Beachvolleyball Vollrauschzwang herrscht.“ – „Später sind wir ohne die Kinder zu einer Olympiaparty gegangen. Wir haben gegessen, getrunken, schwimmen geguckt, anschließend sind wir im Pool der Gastgeber die 4x100m-Freistilstaffel nachgeschwommen. Danach weiß ich nichts mehr, bis der blöde Persini das Haus eingetreten hat.“ – “Apropos blöder Persini, haben Sie im Hotel was gefunden?“ – „Darauf können sie einen lassen.“ MATTI LIESKE

Fortsetzung folgt

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