sydney-syndrom
: Blaue Flecke, alte Säcke

Manchmal fängt so ein Wettkampftag richtig scheußlich an. Kalkweiße Finnen mit blau-gräulichen Flecken an den Beinen rangeln bzw. ringen mit bulligen Deutschen. Und stecken die Daumen nach jeder Runde hinter die Hosenträger der 80er-Jahre-Ringer-Leggings wie ein groß gewachsener Karlsson vom Dach.

Danach zieht die deutsche Diskuswerferin Ilke Wyludda beim Gehen so traurig den Fuß nach, dass Poschi murmelt, sie sei „eine der Athletinnen, die außerhalb der Arena kaum gehen können“. Apropos kaum gehen: Gestern ist ein Linienbus, der „zum Transport von Pressevertretern eingesetzt wurde“, in der Nähe des Superdomes mit einem Linienbus kollidiert. Drei Menschen wurden verletzt, und einer kam sofort ins Krankenhaus. Weicheier! Da muss man auch mal die Zähne zusammenbeißen! ’ne Ampulle HGH oder andere Glückshormone drauf! Bei der Verteilung der Hormone sollte man eh gerechter vorgehen: Warum nicht die 15 Fläschchen Wachstumshormone, die bei dem usbekischen Ringer gefunden wurden, an das klitzekleine, paraguayanische Diskusmäuschen weitergeben? 15 Jahre alt, und wirft mit 32 Metern genau halb so weit wie die restlichen Athletinnen. Falk Balzer, eine der deutschen Hürdenhoffnungen, würde dagegen garantiert auch ohne Beine weiterlaufen. „Immer rein in den Bruch gespritzt“ habe er vor dem Halbfinallauf, das sagte er dem verdutzten Norbert König, aber das hat ihm auch nicht geholfen. „Die Tapete ist ab“, so nennt Poschi den Schorf der zweiten Hürdenhoffnung Florian Schwarthoff, der dann, trotz abber Tapete, immerhin in den Endlauf hürdete. Da machte er „einen guten sechsten Platz“.

Es wäre, in der zweiten Olympiahälfte, endlich an der Zeit, mal die Verlierer zu porträtieren. Den lustigen Schwimmer, dessen Brille für 750 Dollar versteigert wurde, das klitzekleine Diskusmäuschen, die lahmen Enten, die beim Sprinten hinten sind. Aber so was will ja keiner sehen! JENNI ZYLKA