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Nur weiter so, CDU!

betr.: „Ich, Dr. Kohl“, taz vom 28. 9. 00

Nach Kohls Auffassung sei die Sozialdemokratie der Wiedervereinigung abgeneigt gewesen. Die damalige Annäherung der Sozialdemokratie an die DDR-Führung trug jedoch wie die Politik vieler anderer Länder zur Entschärfung des Kalten Krieges bei, die eine Wiedervereinigung ohne Blutvergießen erst denkbar werden ließ.

Die Welt kann von Glück sagen, dass solch ein selbstherrlicher, inzwischen verbitterter Despot, wie Kohl, Staatschef eines Landes mit funktionierender Gewaltenteilung war und nicht eines Landes, in dem er mit der Opposition so hätte umgehen können, wie er über sie denkt. Nur weiter so, CDU! Was bei Kohls jetzigen Reden ans Licht kommt und auch noch Applaus bekommt, stellt die Spendenaffäre tatsächlich in den Schatten.

CHRISTOPH HALBEY, Mainz

[...] Vielleicht sollte Herr Kohl sich erinnern, dass er es gewesen ist, der Erich Honecker den roten Teppich ausgelegt hat. Vielleicht reicht seine Erinnerung auch noch dazu, dass es die Union gewesen ist, die unter dem Einfluss von Franz Josef Strauß der DDR einen Milliardenüberlebenskredit zugeschoben hat.

Helmut Kohl spricht wieder! Aber nicht über seine gönnerhaften Spender, nicht über seine Verfassungsbrüche, nicht darüber, dass die Staatsanwaltschaft wieder einmal die Spendenpraxis der Union durchleuchtet.

Ein Schlag ins Gesicht derer, die für weit geringere Vergehen aus ihrem Amt geflogen sind. Aber auch ein Affront für die Steuer- und Sozialbeiträge zahlenden BürgerInnen dieses Landes, die zuschauen dürfen, dass ein Ehrenwort ausreicht, unsere Gesetze ungestraft zu brechen. [...]

JÖRG FRIEDRICH KÜSTER, Lingen

Die Vereinnahmung der „Deutschen Einheit“ durch die C-Parteien zeigt vor allem eines: Längst hat man in der politischen Elite damit abgeschlossen, die gesellschaftlichen Verhältnisse aktiv zu modifizieren. Es gibt keine politische Handlung mehr der herrschenden Parlamentarierklasse, welche diesen Namen verdient. Und dies über alle Parteigrenzen hinaus bis hinein in unsere geliebte Alternative. [...]

Nun geht es darum, die herrschenden historischen Verhältnisse ex post für sich zu reklamieren. Und genau dies geschieht derzeit komödienhaft, wenn Merkel und Co. ihren Einheitskanzler auf den Schild heben und sei es bis zur Halskrause selbst im Dreck waten. [...] JOST GUIDO FREESE, Düsseldorf

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