Missverhältnis zwischen den Kulturzentren

■ Nicht nur Theater: Die SPD diskutierte beim Altonaer Kulturforum über Stadtteilzentren, Jugendkultur, Professionalisierung und Förderungsmodalitäten

Der fünfte Akt fehlte. Ist ja auch klar, wir leben in der Postmoderne; was soll man sich da an überkommene Regeln halten. Die SPD auf ihrem Altonaer Kulturforum jedenfalls nicht: Der fünfte Akt, beziehungsweise Workshop, hätte sich mit Senioren-Kulturarbeit befassen müssen, die sich endlich lossagt vom Häkeloma-Klischee. Stattdessen widmete man sich Fragen wie der, ob Hamburg eine nordeuropäische Kulturmetropole sei (Antwort: „ja“), ob Jugendkultur Politik brauche (auch „ja“, aber bitte kompetente), wie sich die wirtschaftliche Situation von Künstlern darstellt („weiß nicht“, jedenfalls die PolitikerInnen anscheinend nicht, die sehr erfreut waren, in Workshop 2 zu erfahren, wieviele Hamburger Mitglieder eigentlich die Künstlersozialkasse hat).

Der „fünfte Akt“ wurde dann ersatzweise im „Soziokultur“-Workshop mitgespielt, der von derlei aber sichtlich überfordert war. Professionalisierung ist nämlich angesagt – in Podiumsdiskussionen wie in vielen Stadtteilkulturzentren –, gewinnträchtige Vermarktung des Angebots, das aufgrund von Kürzungen dünner und weniger experimentell geworden sei, so Ralf Henningsmeyer, Geschäftsführer des Landesverbands Soziokultur. „Und auch teurer, sodass die Zentren von ihrem ursprünglichen Anspruch, ein preisgünstiges, niedrigschwelliges Angebot zu bieten, immer stärker abdriften“, klagte er.

Auch sei die Diskrepanz zwischen professionell betriebenen Zentren und solchen, die noch improvisierend „menscheln“, in den letzten Jahren größer geworden; einige Zentren haben Riesenhäuser, andere überhaupt keine eigenen Räume – weitere Gründe für ihn, eine Neuorganisation der Fördermodalitäten zu verlangen. Gestiegene Fixkosten verursache außerdem die von der Stadt betriebene Privatisierung öffentlicher Gebäude, deren neue Objektgesellschaften den Stadtteilkulturzentren enorme Mieterhöhungen eintrügen.

Die Gründung eines Fonds zur Förderung der Stadtteilkulturzentren und verwandter Organisationsformen schlug Axel Trappe, Leiter des Bürgerhauses Wilhelmsburg deshalb vor, in den die großen Häuser „bis zu einem Prozent“ jeder Projektförderung, die sie erhalten, einzahlen sollten. Ein Solidaritätsgedanke, der endlich mal dem Trend zuwiderliefe, bloß im eigenen Brei zu rühen und froh zu sein, dass einen die akute Kürzung selbst nicht trifft. Petra Schellen