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: Seifenlauge

Tatort – Einmal täglich

So., 20.15 Uhr, ARD

Da hechtet der „Tatort“-Kommissar Batic durch eine Sperrholzkulisse von „Total das Leben“ und muss feststellen, dass zumindest die Backsteine echt sind. Denn „Total das Leben“ ist eine Daily-Soap, und ihr Hauptdarsteller, Peter Burkhardt, wurde tot in den Kulissen der Serie aufgefunden.

So spielte sich fast der gesamte Krimi in den Filmkulissen der Soap ab, der fiktive Drehort wurde zum Tatort, das heißt der „Tatort“ spielte am realen Drehort, dem Münchener Bavariagelände. Aber das klingt alles wesentlich origineller, als es war. Schon einmal hatte der BR einen preisgekrönten „Tatort“ über die Unterhaltungsbranche produziert. Damals ging es um die Ränkespiele im Volksmusikmilieu, nur Karl Moik vom „Stadl“ war nicht dabei. Den bekamen wir jetzt als singenden Gerichtsmediziner in futuristischer Kostümierung präsentiert. Auch sonst hat sich „Einmal täglich“ bestens mit Fachkräften aus dem Soap-Gewerbe verstärkt. Markus Stromiedel, der Autor der Folge, schrieb früher die Drehbücher für die ARD-Daily „Marienhof“. Und Leonore Capell, in „Marienhof“ das stämmige Sensibelchen Andrea, mühte sich im „Tatort“ an der Figur einer skrupellosen PR-Fachfrau ab. Und Sandra Leonhardt, bekannt als Schnepfe aus der Sat.1-Comedy „Anke“, verkörperte mit viel Spaß das hinterhältige Biest vor und hinter der Soap-Kamera. Die Medienlandschaft ist halt äußerst selbstreferentiell, man kennt sich. Während das Drehbuch Leitmayr und Batic penetrant zu Vehikeln für mediensoziologische Grundkenntnisse degradiert, kommt die Handlung nicht so richtig in die Gänge. Klar, dass auch das Privatleben der Soap-Darsteller eine einzige Seifenoper aus Intrigen und Missgunst ist. Bei all den Klischees und Doppelbödigkeiten ist die Lösung des Falls dann schrecklich simpel: Der ermordete Soap-Star hatte am Stuhl des Produzenten gesägt, weswegen der den Star um die Ecke bringt – aus nackter Existenzangst. Wenn eine Medienrealität wie der Sender „Top-TV“ und die Soap „Total das Leben“ erst noch erfunden werden muss, wirkt die darauf fußende Film-im-Film-Geschichte schnell künstlich und angestrengt witzig: Nichts kommt kolportagehafter als bemüht nachgemachter TV-Trash.

EIKE WENZEL