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Eine Horner Kasperlgeschichte

■ Das Theater peb hatte mal ehrgeizige Pläne. Jetzt inszeniert es „Räuber Hotzenplotz“ als Weihnachtsmärchen in der alten Horner Postaula im Stile des Komödienstadls

Mitte der 90er Jahre kam peb. Peb steht für das „plattdeutsche ensemble bremen“ und war eine Abspaltung des Waldau-Theaters, das damals mal wieder in der Krise steckte. Ambioniertes niederdeutsches Theater wollten die SchauspielerInnen um den Regisseur Werner Michaelsen machen. Und Bremer Geschichten erzählen. Wie die von Marie Mindermann, die als „Marie Christine“ in einem umjubelten Stück im Schauspielhaus wieder auferstand. Doch bald darauf tauchte peb wieder ab. Peb war weg. Oder wenigstens so gut wie.

Anfang Dezember 2000. Die ehemalige Postaula auf dem ehemaligen Telekom-Gelände in Bremen-Horn. Tom Waits und zahllose andere MusikerInnen sind hier schon aufgetreten. Jetzt stürmen Kinder im Vorschulalter in den rund 400 Plätze zählenden Theatersaal des Gebäudekomplexes, der heute ZMEC, Zentrum für Multimedia und elektronischen Kommerz, heißt. Sie rufen „Anfangen! Anfangen!“, bis sich der Vorhang für ein Weihnachtsmärchen öffnet.

Das peb bekommt seit Jahren keine Zuschüsse mehr. Werner Michaelsen plant zwar die Wiederaufnahme eines Solostücks und eine neue Komödie. Doch zurzeit sind von den ehrgeizigen plattdeutschen Projekten nur noch die jährlichen, auf hochdeutsch inszenierten Kinderstücke geblieben. Der Regisseur heuert dafür SchauspielerInnen und Theaterpersonal an und hofft, dass die Rechnung aufgeht. „Pumuckl“, „Pippi Langstrumpf“ und zwei weitere Weihnachtsmärchen hat das peb Horn seither beschert, in diesem Jahr ist Otfried Preußlers „Räuber Hotzenplotz“ dran. „Eine Kasperlgeschichte“ steht drunter, und die bekommt das kindliche Publikum zu sehen.

Otfried Preußlers Geschichte lehrt, dass man die Verbote der Erwachsenen auch mal brechen muss, um dem Guten zum Sieg zu verhelfen, und dass auch Bösewichte wie der Räuber und der fiese Zauberer ihre Schwächen haben. Diese Moral der Geschichte ist noch heute aktuell, doch das Personal des Stückes entstammt mit dem Kasperl, dem tumben Seppel, dem wilhelminischen Wachtmeister Dimpfelmoser oder der lieben Großmutter dem Kaspertheater-Museum. Leider unternimmt Michaelsen nicht den geringsten Versuch, das Ganze zu entstauben.

Vor einem recht aufwändig bemalten Bühnenbild für das Gartenhaus, den Wald und das Schloss des Zauberers wird eine Art Komödienstadl geboten: Laut, flach und chargenhaft sind alle Charaktere gezeichnet. Diese immerhin fast zweistündige Inszenierung kommt ohne einen erkennbaren eigenen Einfall, ohne jede Ironisierung, geschweige denn Modernisierung aus. Das Wort plattdeutsch im Ensemblenamen bekommt so immerhin einen ganz neuen Sinn.

„In Zeiten von Joystick und Internet ist es fast schon mutig, einen Klassiker wie den Räuber Hotzenplotz auf die Bühne zu bringen“, schreibt das peb in einer Selbstdarstellung. Das mag stimmen. Auch die Kinder verlassen keineswegs unter Protest das Theater, sondern folgen dem Geschehen durchaus gebannt. Doch die haben für 15 Mark Eintritt etwas besseres verdient als diese Form von Weihnachtsmärchen, dem hiermit in diesem Jahr der Preis für das altbackenste Kinderstück der Saison verliehen wird. Christoph Köster

Aufführungen bis 17. 12. im Telekom-Theatersaal hinter der Horner Mühle. Karten: Tel.: 417 20 22.

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