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unterm strich

Der Münchner Verleger Rolf Heyne ist tot. Nach Angaben seines Verlags starb Heyne am Freitag im Alter von 72 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit. Heyne war 1951 in den Wilhelm Heyne Verlag eingestiegen und baute den Familienbetrieb zum Branchenriesen aus. Zwischenzeitlich galt er sogar als größter deutscher Privatverleger. Erst im Herbst dieses Jahres hatte sich der gebürtige Berliner entschlossen, die Mehrheit des Familienbetriebs an den Axel Springer Verlag zu übergeben. Der Verleger wollte eigentlich mit seiner Frau einen Posten im Aufsichtsrat des neuen Unternehmens übernehmen. Nach seinem Eintritt in den Verlag betrieb Heyne Herstellung und Vertrieb von Literatur nach amerikanischem Muster. Mit dem 1958 erschienenen Roman von Johannes Mario Simmel „Ich gestehe alles“ startete das Unternehmen seine sympathisch reißerische Erfolgsgeschichte und wurde bald zum Marktführer bei Taschenbüchern.

Für sein Romandebüt „Meine nachtblaue Hose“ ist der Schriftsteller David Wagner am Sonntag in Baden-Baden mit dem nach einer Romanfigur von James Joyce benannten Dedalus Preis für neue Literatur geehrt worden. Damit verbunden ist ein Scheck über 20.000 Mark. Das Buch des in Berlin lebenden Autors bezeichnete die Jury zärtlich als eine „kunstvoll erzählte Liebesgeschichte und eine Reise in die eigene Vergangenheit“. Bisherige Dedaluspreisträger waren Anne Duden (1996) und Wolfgang Schlüter (1998).

Elisabeth Schwarzkopf, die deutsche Sopranistin des letzten Jahrhunderts, ach, Jahrtausends, hat am Sonnabend in der Deutschen Oper Berlin ihren 85. Geburtstag gefeiert. Dabei verteidigte sich Schwarzkopf gegen Vorwürfe wegen ihrer NSDAP- Zugehörigkeit. Schwarzkopf begann ihre Laufbahn als Opernsängerin 1938 in Berlin. Ein britischer Autor hatte vor fünf Jahren ihre Mitgliedschaft in der NSDAP enthüllt. Die New York Times nannte sie daraufhin eine „Nazi-Diva“. Schwarzkopf rechtfertigte sich danach mit dem Hinweis, sie habe die Mitgliedschaft beantragen müssen, um als Sängerin arbeiten zu können. Die Kritik habe sie nicht getroffen, weil sie nicht schuldig sei. Mit ihrer Rechtfertigung hebt sich Schwarzkopf allerdings nicht von ihren vielen Kollegen ab, die im Dritten Reich auch nur ganz unschuldig gespielt, getanzt und gedreht haben wollen: „Ich habe in meinem Leben nichts, aber wirklich nichts anderes getan als gesungen, und auch nicht um des Geldes willen, sondern um der Musik willen“, sagte sie in einer Sendung des SFB-Hörfunks, die live aus dem Opernhaus übertragen wurde.

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