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unterm strich

Draußen strahlt einen brennend weiß die Sonne an, drinnen läuft der Kollege im kurzärmligen Hemd umher. Wie soll man da an Weihnachten denken? Besser wäre es, die ganze Sache angesichts der Klimawirren zu verschieben. Zum Beispiel auf den 19. April. Dann hätte man auch etwas Schönes zu verschenken. Zum Beispiel die umnachteten Briefe des späten Friedrich Nietzsche an seine Schwester Elisabeth. Zwar nicht im Original, aber doch als – gut? – lesbare Kopie. Oder irgendeine andere Nietzsche-Devotionalie. Wo Sie diese Schätze kriegen können? In Weimar natürlich. Dort wird nämlich die Ausstellung „Wann ist der Gotthardtunnel fertig?“ versteigert, die zum 100. Todestag von Friedrich Nietzsche stattgefunden hat und nun noch um vier Monate bis zum 16. April verlängert werden soll. Drei Tage später ist dann Auktion: 350 Objekte werden angeboten, zu denen Anfang März ein spezieller Katalog erscheinen wird.

MTV allein genügt nicht, Christoph Schlingensief will nun offenbar auch zur Bundestagswahl 2002 mit einer eigenen Partei antreten. „Man muss der angeblichen Neuen Mitte ihre Grenzen zeigen“, sagte er in einem dpa-Gespräch. „Alle wollen heute Politik der Mitte machen. Dabei steht man in der Mitte doch zwischen zwei Welten.“ 1998 war Schlingensief mit seiner Chance 2000 zur Wahl angetreten und hatte 28.566 Zweitstimmen erreicht – Wähler in Florida nicht mitgezählt. Bei der nun „angedachten“ Partei gehe es darum, eine „Plattform“ zu bieten. Er habe sich lange Zeit davor gedrückt, „doch ich glaub, ich muss das machen“. Dann aber hurtig, Christoph, sonst macht’s am Ende noch Al Gore.

Der spanische Schriftsteller und Journalist Francisco Umbral erhält den diesjährigen Cervantes-Preis, die höchste Literaturauszeichnung in der spanischsprachigen Welt. Der 65-jährige Autor sei ein „Schöpfer der Sprache“ und habe mit seinem unvergleichlichen und originellen Stil die Literatur bereichert, erklärte die Jury am Dienstagabend in Madrid. Der Preis ist mit umgerechnet 175.000 Mark dotiert und wird von ihrer Bedeutung her mit dem Nobelpreis verglichen. Der aus Madrid stammende Umbral hat rund 80 Werke veröffentlicht und gilt unter Kritikern wegen seiner Vielseitigkeit als „Autor ohne Genre“. Hoch verdient, sagen wir Hochgebildeten da nur. Kann ja nicht jeder so gradeheraus sein wie Alfred Biolek, der seinen Studiogast, den „Schriftsteller und Provokateur“ Benjamin von Stuckrad-Barre, am Dienstagabend in seiner Sendung fragte: „Was steht in Ihren Büchern?“ Irgendwas dämmerte ihm dann doch: „Ist das dieses Popgefühl?“ Ja, Bio, ja!

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