: Karges Jahr für deutsche Eiskunstläufer
Dünne Besetzung bei den Deutschen Meisterschaften in Oberstdorf: Volle Konzentration auf Olympia 2002
OBERSTDORF dpa ■ Die deutschen Meisterschaften im Eiskunstlaufen werden zur Farce: Nach der verletzungsbedingten Abreise von Stefan Lindemann (Erfurt) haben nun auch völlig überraschend die erkrankten Eistanzmeister Kati Winkler/René Lohse ihre Teilnahme bei den Titelkämpfen am Wochenende in Oberstdorf abgesagt. Die Berliner, die das ganze Jahr im Allgäuer Bundesleistungszentrum leben und trainieren, erklärten gestern nach dem Training ihren Startverzicht. Kati Winkler leidet an einer akuten Bronchitis, Lohse laboriert an einer Fischvergiftung. „Die beiden hätten zwar mit Medikamenten für einen Start fit gemacht werden können, doch wir haben darauf verzichtet, um für die Europameisterschaften in zwei Wochen in Bratislava kein Risiko einzugehen“, erklärte Mannschaftsarzt Salim Al-Bazaz.
Damit hat sich die prekäre Situation im Lager der Deutschen Eislauf-Union (DEU) zugespitzt. „Bestürzung hilft jetzt keinem weiter. Man kann nichts machen, wenn Sportler verletzt oder krank sind“, sagte DEU-Sportdirektor Udo Dönsdorf. Am schlimmsten sieht es im Paarlauf aus: Champion Mirko Müller tritt nicht an, weil er mit seiner neuen Partnerin Sarah Jentgens noch nicht so weit ist. Und dann zogen noch die Vizemeister Mariana Kautz/Norman Jeschke (Berlin) wegen Verletzung ihre Meldung zurück, um ihre EM-Teilnahme nicht zu gefährden.
Auch Lindemann hat nur noch das kontinentale Championat im Kopf: „Das ist jetzt mein Saisonziel, ich werde hart dafür trainieren.“ Zwar räumt die DEU dem Junioren-Weltmeister einen Sonderstatus für die EM ein, aber sicher ist es nicht, dass der 20-Jährige mit seinem lädierten Sprunggelenk in dieser Saison noch einmal angreifen kann. „Unser Ziel ist die Olympia-Saison 2002, dafür setzen wir nichts aufs Spiel“, stellte Trainerin Ilona Schindler klar. „Wir müssen langfristig planen, denn zurzeit ist international nichts zu holen“, bestätigt auch Dönsdorf mit Blick auf EM und die WM Ende März in Vancouver.
Spannend verspricht in Oberstdorf nur noch das Comeback der zweimaligen Titelträgerin Eva-Maria Fitze zu werden. Während der fünfte Titel für Andrejs Vlascenko zur Formsache wird, kehrt die 18-Jährige nach mehr als einem Jahr Wettkampfpause wegen einer Bulimie-Erkrankung zurück. Auch wenn sie und ihr Umfeld von Titelambitionen nichts hören wollen, weiß Eva-Maria Fitze, wo sie am liebsten im Februar 2002 wäre: Bei Olympia in Salt Lake City.
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