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Mehr Tiefenschärfe

betr.: „Verspätete Racheengel“, taz vom 11. 1. 01 u. a.

Die bisher ins Blatt gerückten Texte sollen offenbar den Eindruck erwecken, dass eine ganze Generation (eben die 68er) aus höchst nachvollziehbaren Gründen in einen revolutionären Rauschzustand geraten ist, der erst dadurch überwunden werden konnte, dass wir unter Fischers Führung auf den Tugendpfad der parlamentarischen Demokratie zurückgeführt wurden. Ich habe da andere Erinnerungen an meine Studienzeit in Berlin, gehörte ich doch zu der großen Mehrheit der Stundenten, die sich der Studentenbewegung zugehörig fühlten und mit steigender Verzweiflung mit ansehen mussten, wie eine kraftvolle Bewegung zerstört wurde, weil eine selbst ernannte Avantgarde in einen revolutionären Rauschzustand verfiel.

Ich war eben nicht mehr beim Vorbereitungstreffen für die „Schlacht am Tegeler Weg“, weil ich wusste, dass dort eine gewalttätige Konfrontation vorbereitet werden würde, und weil ich damit nichts zu tun haben wollte. Deshalb empfehle ich euch, auch Leute zu Wort kommen zu lassen, die sich damals nicht im Rauschzustand befunden haben, die damals schon Realos waren und es unbeirrt geblieben sind. Das gibt dem Bild mehr Tiefenschärfe. KARIN JUNG, Düsseldorf

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