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Bündnisgrüner Lokführer

betr.: „Probeprotest gegen Castoren“, taz vom 22. 1. 01

In dem Artikel verschweigt Ihr einige bemerkenswerte Gegebenheiten, die den Atomstaat hier im Wendland in seiner feinsten Ausprägung zeigen:

1. Die genannte Seerauer Brücke war ursprünglich ein Baudenkmal, dessen Architektur nur sehr selten in Europa vorkommt. Bei dem jetzigen Neubau wurde aus „wirtschaftlichen“ Gründen auf den Erhalt der seltenen Architektur verzichtet, die Brücke ist nun plötzlich kein Denkmal mehr. Und das Ganze mit behördlicher Absegnung!

2. Des Weiteren wurde die Brücke während der Bauzeit und noch darüber hinaus von Polizisten bewacht. Dies ist insofern bemerkenswert, da es sich um einen privaten Bau der Deutschen Bahn AG und den Betreibern des Zwischenlagers Gorleben handelt.

3. Der Verladekran in Dannenberg wird zurzeit ebenfalls auf seine neuen Aufgaben vorbereitet: auf die rationellere Verladung der undichten Castoren. Das Bauvorhaben der oben genannten Symbiose wird wiederum ganztägig von Polizisten bewacht!

[...] Wenn nun unser lieber Herr Bundesumweltminister die Proteste für überflüssig hält und das mit dem Moratorium in Gorleben begründet, so sei ihm vorgehalten, dass er und die anderen Scharlatane im „Konsenspapier“ ebenjenen Salzstock in Gorleben für eignungshöffig erklärt haben und somit das Moratorium nur eine Problemverschiebung in spätere Legislaturperioden ist.

Die Hoffnung des Jürgen Trittin, dass beim nächsten Transport hier ins Wendland oder sonstwohin der Widerstand geringer ist als beim letzten, nur weil der Lokführer ein Bündnisgrüner ist, möchte ich schlichtweg als naiv bezeichnen. Er wünscht es sich angesichts der Landtagswahlen, die nun gerade in die Zeit der Transporte fallen. MARKUS SCHÖNING

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