: Eiertänze seit Heisenberg
betr.: „Castoren nach Gorleben: Im Dutzend billiger“ u. a., taz vom 2. 2. 01
Wenn unsere Polit-Eliten und die Atom-Lobby wenigstens ehrlich wären und endlich zugeben würden, dass eine Atomreaktormüll-Endlagerung, die diese Bezeichnung verdient, keineswegs nur „ein noch ungelöstes“, sondern ein über völlig unabsehbare Zeit unlösbares Problem ist. Und zwar aus naturgesetzlich zwingenden Gründen. Und für all die zahllosen Generationen nach uns!
[...] Mit ihren Abfällen haben die Atomforscher und Anwender nie viel im Sinn gehabt. So konnte man noch in den 80er-Jahren in einem von leitenden Forschern aus Jülich herausgegebenen Buch lesen, dass es bei dem Atommüll so ziemlich von Anfang an nach dem Motto gegangen ist: „Kommt Zeit, kommt Rat.“ Das Buch trägt den dazu wie die Faust aufs Auge passenden Titel: „Tatsachen über Kernenergie“.
Und von Heisenberg, dessen Meinung in vielen politischen Gremien seit der Adenauer-Zeit großes Gewicht hatte, habe ich den Mitschnitt eines Interviews, in dem er auf die Frage nach dem Verbleib des Reaktormülls die schlichte Antwort parat hatte: „Gut verpackt weit vor der Küste ins Meer!“
Derart „kompetente“ Äußerungen waren natürlich seit Beginn des Atomzeitalters auch in Deutschland regelrechte Freifahrtscheine. Aber die Eiertänze begannen bald und sie dauern bis heute, morgen, übermorgen! Über zahllose Generationen nach uns.
HANS GROSSMANN, Maintal
Das Atomforum – die Lobby der Atomindustrie – äußerte sich lobend und voller Zufriedenheit über die Atompolitik der Grünen. Kein Wunder, denn Frau Merkel hätte nie eine 35-jährige Bestandsgarantie (Atomkraftwerke waren ursprünglich nur für 25 Jahre konzipiert) für AKWs herausschlagen und auch nie ein Demonstrationsverbot für AKW-Gegner verlangen können. Merkel hat die Castor-Transporte wegen schwerwiegender Sicherheitsbedenken verboten. Doch Trittin erlaubt sie erneut, damit Franzosen und Engländer weiter deutschen Atommüll in die Nordsee kippen können. De facto liegt grüne Atompolitik weit rechts von der CDU/CSU. [...] HOLGER STROHM, Mölln
Umweltminister Trittin hat auf die völkerrechtliche und politische Pflicht zu notwendigen Atomtransporten hingewiesen und dabei ganz vergessen, die Menschenrechte als weitere Obligation anzuführen. Zur Vermeidung einer Legitimationslücke sollten diese in keiner moralischen Aufzählung der Bundesregierung fehlen. HANS-JÜRGEN SCHUBERT, Lübeck
Nun wollen schon Minister bestimmen, wer, wie, wann, gegen was demonstrieren darf. Das ist nicht nur bemerkenswert dämlich (weil wirkungslos), sondern auch undemokratisch. Das Demonstrationsrecht ist schließlich immer noch ein Individualrecht, dessen Wahrnehmung auf einer persönlichen Entscheidung beruht. Von einem grünen Politiker sollte man eigentlich erwarten, dass er das respektiert. STEFFEN WAGNER, Berlin
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