piwik no script img

Die Frau, das beschränkte Wesen?

■ Unterirdisch unlustig, doch dem Publikum gefällt's: die Missfits im Schmidts Tivoli

Diaphragma ... Pinneberg ... Hitzewelle ... Lustig, oder? Nicht? Dann der vielleicht: Frauen haben den aufrechten Gang erfunden, und Sex ist manchmal schlechter als die Zigarette danach. Wer sich jetzt immer noch nicht lachend auf dem Boden rollt, hat wohl nicht den Humor der Missfits, die mit ihrem Programm ...jetzt mit noch mehr Männer im Schmidts Tivoli auftreten. Denn niveauvoller wird es nicht.

Zwei Stunden lang machen Gerburg Jahnke und Stefanie Überall mit ohrenschmerzendem Ruhrpott-Geknarze Witze über Männer, die wie junge Katzen oder Kinder sind: eins macht Arbeit, zwei spielen miteinander. Die Frauen lamentieren über kleine Männer- und große Frauenhirne, über den G-Punkt und schwärmen für Rum und Zigaretten, führen ihre männlichen Musiker abwechselnd als Trottel und Lustobjekte vor. Ab und an haben die sogar eigene Texte, und dann singen sie von ihrer Beschränktheit, vom Besoffensein und – na? – vom Sex natürlich. Denn so eindimensional, wie Frauen Männer nie haben wollen, sind die Missfits in ihrer Themenauswahl: Männer, Männer, Männer, Sex, Sex, Sex. Als Lara Crofts verkleidet sind sie so notgeil betrübt, dass niemand merkt, dass sie nichts drunter haben und klagen über Sozialpädagogen mit Ziegenbärten und Rotweintrinker, die Luschen sind, weil sie keinen Herzinfarkt bekommen. Feindbilder aus der Mottenkiste, Witze, die vorgestern schon nicht lustig waren, und das alles auf einem Niveau unter Normalnull.

Das Ganze wirkt wie das Abschlusskonzert einer Volkshochschulveranstaltung zum Thema „Frauen macht Euch frei“, in der sich die Unbefriedigten dieses Landes treffen, weil sie nach 30 Jahren entdeckt haben, dass Mutti nicht mehr Mutti heißen will. Am Ende besteht ihre ganze Freiheit darin, über kurze Penisse und dumme Männer zu lachen. Wenn das der Zustand der durchschnittsdeutschen Frau ist, ist es auch kein Wunder, dass wir mit der Gleichberechtigung noch nicht weiter sind.

Es soll nicht verschwiegen werden: Dem überwiegend weiblichen Publikum haben die Missfits hysterisch gut gefallen. Die meisten der Damen wirkten zwar, als hätten sie sich im Haus geirrt und eigentlich ins Operettenhaus gewollt, aber da läuft ja nichts mehr. Also ins Tivoli: Schwesterlich lachen über Witze, die schon lustig sind, weil sie auf Kosten der Männer gehen.

Wie gut, dass das wahre Leben nicht so beschränkt ist. Und eigentlich singen die Missfits in einem Lied alles, was zu ihrem Programm zu sagen ist: „Geh' mir weg mit dem Gelaber, warum erzählst Du mir so'n Blech“. Sandra Wilsdorf

15.-17. sowie 20.-24.3., jeweils 20 Uhr, Schmidts Tivoli

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen