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Nicht gerade ein Gewinn

betr.: „Dämliche Umweltschützer“ (S. 11), „Links, wo der Stinkstiefel ist“ (S. 15), taz vom 16. 3. 01

Aha, die amerikanischen Umweltschützer sind also „dämlich“, weil sie nicht strategisch das kleinere Übel „Demokrat“ gewählt haben, sondern aus inhaltlich-politischem Kalkül für Nader stimmten, weswegen Al Gore nicht gewinnen konnte und deswegen nun der CO2-Ausstoß nicht reduziert wird. Schäm dich, Nader. Linke Umweltschützer in Versuchung zu führen!

Die passende Erklärung, warum mensch nicht links sein sollte, ist vier Seiten weiter zu lesen: „Links macht müde“, unendlich müde. Steuerreform, Rentenreform und Kosovo-Krieg ungerecht zu finden – wie es Lafontaine und Gysi tun – findet der Autor einfach unglaublich altbacken und ermüdend. Sehr geistreich!

Es ist nicht gerade ein Gewinn, die alten und ermüdenden Kategorien „links – rechts“ durch „müde – nicht müde“ zu ersetzen. Ein inhaltliches Argument würde mir vielleicht helfen zu verstehen, warum es so dämlich und ermüdend ist, sich Gedanken jenseits der mittigen Realpolitik zu machen.

MALTE SCHOPHAUS, Berlin

[...] Die hohe intellektuelle, innere Strenge der gegen den Strom schwimmenden Herrschaften Lafontaine und Gysi begründet gerade jetzt ihre unbedingte Notwendigkeit in der unkritisch erbrachten Adaptionsleistung eines Jens König an die herrschende politische Mehrheit. Spott, Arroganz und Überlegenheitsgefühl sind deswegen nicht angebracht. Der Artikel reproduziert außer sattsam bekanntem Beißfunktionalismus nur noch Unvermögen für „linkes“, also humanes Denken. Die unverstandene Aufklärung lässt grüßen! Im Übrigen ist die „letzte Arbeiterschaft“ der SPD längst davongelaufen. Arbeitslose, Arbeiter und kleine Angestellte haben in den „großen Volksparteien“ keine Vertretung mehr. Das gilt auch für die Bevölkerungsteile, die (wegen neuer Technologien und trotz und wegen ihrer Aktien) erst noch aus Lohn und Brot geraten werden.

[. . .] Links und rechts, liebe Nachbarn, sind nämlich, wie ihr wisst, in der parteilich „gestaltenden“ Landkarte BRD leer. [. . .]

S. J. H. STRECKER, Hannover

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