: Töchter gehen mit zur Arbeit
■ TöchterTag: Mädchen sollen ins Berufsleben schauen
Weil Mädchen immer noch lieber Einzelhandelskauffrau oder Friseurin werden als Fachinformatikerin oder Fluggerätemechanikerin, sollen sie mal einen Tag über elterliche Schultern gucken: „Daughter's Day“ heißt das amerikanische Vorbild, in Hamburg ist am 26. April „TöchterTag“. Dann können Schülerinnen der sechsten und siebten Klassen ihre Eltern zur Arbeit begleiten.
54 Prozent der Mädchen wählen zwischen zehn Ausbildungsberufen, überwiegend mit geringen Aufstiegs- und Verdienstchancen. „Elf- bis Zwölfjährige träumen oft davon, Pilotin oder Forscherin zu werden. Aber mit zunehmendem Alter stecken sie zurück“, sagt Schulsenatorin Ute Pape (SPD). Hans-Otto Bröker vom Arbeitsamt Hamburg bestätigt: Unter den 20 Berufen, die Mädchen am häufigs-ten lernen, befinde sich keiner von denen, die mit den Neuen Medien entstanden seien.
Bröker erklärt das so: „Jungen trauen sich das zu, auch wenn sie auf dem Computer bisher nur gespielt oder gesurft haben. Mädchen haben Hemmungen, auch wenn sie das Wahlpflichtfach Informatik erfolgreich absolviert haben.“ Deshalb gehe es beim TöchterTag auch darum, dass Mädchen „sich ihrer Wichtigkeit bewusster werden“. Und: „Mädchen sollen im Mittelpunkt stehen“, erklärt die grüne Gleichstellungssenatorin Krista Sager, warum Jungen an dem Tag zur Schule gehen und über Rollen diskutieren sollen.
Die Befürchtung, Kinder arbeitsloser Eltern könnte diese Tatsache am TöchterTag besonders schmerzlich bewusst werden, teilt Pape nicht: „Es sind ausdrücklich auch Verwandte oder Freunde aufgerufen, ein Mädchen mitzunehmen.“ Außerdem sei das Ganze freiwillig.
Schulen hingegen fühlen sich brüskiert. Alle Schulen hätten sich in ihren Schulprogrammen Gedanken zum Thema Berufsorientierung gemacht, schreibt die Vereinigung der Leiter Hamburger Gymnasien: „Dieses Projekt ist als Presseprojekt und nicht als pädagogisches Projekt betrieben worden – das schmerzt verantwortliche Pädagogen.“ Pape dazu: „Der Tag ist eine Ergänzung, die zudem jüngere Kinder erreicht als die schulische Berufsorientierung.“ san
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen