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Feinkost oder Öko-Nahrung?

betr.: „Die unfeine Seite der Feinkostjünger“, taz.mag vom 24./25. 3. 01

Ich finde die Gesichtspunkte wichtig und diskussionswürdig. Ich habe mich schon oft geärgert über Leute, die wohlhabend genug sind, gesund zu leben und alles Gemüse per Auto vom weit entfernten Biobauern holen, obwohl sie dabei Autoabgase erzeugen. Es muss doch aber möglich sein, große Mengen von Lebensmitteln zu erzeugen, ohne lebende Tiere stundenlang (oder tagelang?) zusammengepfercht unter Schlägen, ohne Flüssigkeit und Futter zu transportieren. [...]

Ich finde es wichtig, dass alle Menschen auf der Erde gesund und ausreichend ernährt werden, aber unser extremer Fleischkonsum verhindert den Bohnenanbau in Entwicklungsländern, weil statt dessen Tierfutter für unsere Fleischerzeugung angebaut wird, viele Tier-, Milch-, Käsetransporte quer durch Europa sind nicht nötig. Warum isst man nicht, was in der näheren Umgebung erzeugt wird? Weshalb bringt man Jogurt aus Belgien ins Allgäu und bayrischen Käse in den Norden?

Düngung hat die Erträge vergrößert, aber viele Bauern denken: „Viel bringt viel“ und messen dem Boden nicht genau zu, was er braucht, so dass das Grundwasser vergiftet wird. [...]

McDonald’s meide ich, nicht weil es nicht fein ist, da zu essen, sondern wegen der Müllberge und der schlechten Bezahlung und Behandlung der Angestellten. ROSVITHA BULLE, Halstenbek

[...] Natürlich ist es ein Gewinn, dass heutzutage (zumindest in den wohlhabenden Ländern) die sichere, hygienische Ernährung gewährleistet ist. Aber wir stehen jetzt doch an einem ganz anderen Punkt: Stichwort Milchseen und Butterberge der 80er-Jahre, und bis heute zunehmende Gesundheitsgefährdung durch Hormone und Pestizide aus Lebensmitteln und Trinkwasser, abnehmende Fruchtbarkeit der Böden durch „schlechte fachliche Praxis“, perverse Arten der Tierhaltung mit entsprechender Qualität, ökologische Schäden durch den Transport von gleichwertigen Lebensmitteln quer durch die Welt. Sicherlich schmecken die Autoren keinen Unterschied, wenn sie einen Aldi-Jogurt mit einem sonstigen so genannten Feinkostjogurt vergleichen. Oder eine Möhre oder ein Stück Fleisch. Bei einem Vergleich mit biologisch kontrollierten Produkten würden sie aber einen Unterschied schmecken. Sie haben es vermutlich noch nicht probiert. [...] KIRSTEN TOLLKNÄPPER, Duisburg

Um es vorweg zu sagen: In manchen Punkten haben sie Recht, die Herren Maxeiner und Miersch. Es ist schon ganz sinnvoll, die Milch zu pasteurisieren, und weniger sinnvoll, Kuhhörner bei Mondenschein zu vergraben. Andererseits, wer wollte das bestreiten? [...] Bei ihrem Hohelied auf McDonald’s haben sie jedoch glatt was vergessen: War da noch was außer strikten hygienischen Kontrollen, Sauberkeit, gleichmäßiger Qualität, freundlichem Service und genormten Preisen? Richtig, vorbildlicher Umgang mit dem Personal, wie vor einiger Zeit, als McDonald’s kleinere Meinungsverschiedenheiten mit dem rechtmäßig gewählten Betriebsrat elegant löste, indem es einen zweiten organisierte, der auf der Linie des Managements lag. Wie um diese kriminelle Missachtung von Recht und Gesetz etwas gutzumachen, engagiert sich das Unternehmen wenigstens im Bereich der Ausländerintegration, und viele Neuankömmlinge erhalten dort ihre erste Chance. [...] KILIAN BECKER, Wegscheid

[...] Für Maxeiner und Miersch besteht anscheinend nur die Alternative zwischen einem luftverpestenden Holzofenbrot und industriell gebackenem oder vorgebackenem Brot. Wieso soll denn in Zukunft jedes Roggen- oder Sonnenblumenbrot nach Kamps oder wie die Konzerne gerade heißen schmecken, wenn alle handwerklichen Bäckereien zugemacht haben oder nur mehr mit industriellen Backmischungen arbeiten? Es geht nicht um romantische Natur-Verklärung einer Elite, sondern um ein nachhaltiges Wirtschaften und geschmackliche Vielfalt!

WIEBKE FUCHS, Hamburg

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