Hochzeit ohne Schwiegervater

Jetzt ist es offiziell: Der niederländische Kronprinz wird die Tochter eines argentinischen Ministers aus den Junta-Jahren ehelichen. Doch dieser muss zu Hause bleiben

BERLIN taz ■ Nie zuvor war in Holland ein königliches Liebesverhältnis so lange ein öffentliches Geheimnis. Und nie zuvor haben sich die Niederländer so schwer getan mit der/dem Auserwählten ihres künftigen Staatsoberhauptes. Seit Freitagabend nun weiß die Nation, dass Kronprinz Willem-Alexander (33) Anfang nächsten Jahres die Argentinierin Maxima Zorreguieta (29) ehelichen wird. Und dass ihr Vater, der vielen Holländern als „Kriegsverbrecher“ gilt, bei der Hochzeitsfeier in Amsterdam nicht dabei sein wird.

Mit der offiziellen Ankündigung der Verlobung ihres ältesten Sohnes hat Hollands Königin Beatrix einer monatelangen Debatte um die Braut, der man nicht traut (taz vom 13. 3.) ein Ende gemacht. Kann die Tochter eines „Faschisten“ und „Kollaborateurs“ Königin der Niederlande werden? hatte es geheißen. Hat ein Kronprinz, der die Tochter eines Erfüllungsgehilfen der argentinischen Militärjunta (1976 bis 1983) heiratet, noch einen Anspruch auf den Thron?

Während die einen sagten, eine Hochzeit sei Privatsache und an einem solchen Tag gehöre ein Vater an die Seite seiner Tochter, betonten andere immer wieder, gegen „das Mädchen“ habe man nichts. Aber für einen Schwiegervater, der als Agrarminister einem Regime gedient habe, dem bis zu 30.000 Menschen zum Opfer fielen, sei in Holland nun mal beim Jawort kein Platz.

Die Verlobungsankündigung vom Freitag war das Ergebnis einer Pendeldiplomatie, während derer hohe Regierungsvertreter in den letzten Wochen versucht hatten, Jorge Zorreguieta (72) dazu zu bringen, von einer Teilnahme abzusehen. In seiner Verzichtserklärung fühlt sich der Expolitiker genötigt, dem niederländischen Volk die Gründe für das Eingreifen der Militärs im März 1976 zu erläutern, seine eigene Rolle als Mitglied der Militärregierung herunterzuspielen und seine demokratische Gesinnung zu unterstreichen. „Im Agrarministerium hatte man keine Ahnung vom Ausmaß der Unterdrückung. Ich war stets bemüht, eine technische Aufgabe im Agrarbereich zu erfüllen, die in keinem Zusammenhang mit der Repression jener Zeit stand“, schreibt Jorge Zorreguieta.

Die Braut selbst erklärte, sie bedauere die Entführungen, die Folter, die Morde und „all die schrecklichen Dinge jener Zeit“. Und lieferte geforderte Distanzierung: „Zur Beteiligung meines Vaters an der damaligen Regierung möchte ich in aller Aufrichtigkeit sagen, dass es mir Leid tut, dass er sich für ein verbrecherisches Regime eingesetzt hat“, schreibt Maxima Zorreguieta. „Wir alle wissen, wie verbrecherisch es war.“ HENK RAIJER