Castor furzt

■ Bei der Einlagerung in Gorleben entweicht heiße Luft aus einem Transportbehälter

Bei der Einlagerung der Ende März nach Gorleben gelieferten sechs Castoren hat sich ein meldepflichtiger Zwischenfall ereignet. Aus dem unteren Teil eines Behälters sei heiße Luft entwichen, teilte der Geschäftsführer der Brennelement Lager Gorleben GmbH (BNL), Reinhard König, am Freitag mit. Bei Messungen sei aber keine erhöhte Radioaktivität festgestellt worden. Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg protestierte gestern vor dem Zwischenlager gegen die „Verharmlosung des Störfalls“.

Nach Angaben der BI ereignete sich der Zwischenfall bereits am 2. April. Die Castoren werden nach der Lieferung von einem Kran senkrecht im Zwischenlager aufgestellt. Beim Anheben eines Behälters, so König, habe man ein zischendes Geräusch vernommen. Die Sprecherin des niedersächsischen Umweltministeriums Jutta Kremer-Heye teilte mit, die Bodenplatte sei leicht nach außen gewölbt gewesen. Sie sei vermutlich zu dicht aufgeschraubt gewesen. Der Hohlraum hinter der Bodenplatte habe aber keinerlei Verbindung zum Innenraum des Castors, in dem der radioaktive Müll lagert: „Der Vorfall ist sicherheitstechnisch nicht relevant.“

Die BI Lüchow-Dannenberg hingegen sieht darin einen Beweis, dass die Castor-Behälter nicht ausreichend überprüft wurden. „Um eine 2,5 Zentimeter dicke Stahlplatte zu verformen, reicht nicht die Kraft von ,heißer Luft' aus“, sagte Heinrich Messerschmidt von der Fachgruppe Radioaktivität. Der Vorfall sei lediglich durch die hohe Ausdehnungsspannung der „Moderatorstäbe“ zu erklären. Diese befinden sich in der Wand des inneren Behälters, in dem der Müll lagert. Nach Messerschmidts Ansicht ist zwar nicht davon auszugehen, dass es eine Gefährdung der Umwelt gegeben habe. Aber die Gesamtstabilität des Behälters sei nicht mehr gegeben.

Das niedersächsische Umweltministerium erhält heute einen genauen Bericht über den Vorfall. Darin soll auch geklärt werden, wie ein solcher künftig vermieden werden kann – etwa durch Lüftungsschlitze. Die BNL rechnet nicht damit, dass der Zwischenfall Einfluss auf weitere Transporte nach Gorleben hat. rtr/afp/dpa/taz