piwik no script img

Verbot als Kampfansage

betr.: „Berlin: Die Revolution am 1. Mai findet nicht statt“, taz vom 24. 4. 01

Das Verbot der „Revolutionären 1.- Mai-Demo“ in Berlin ist ein massiver Einschnitt in die Demonstrationsfreiheit. Der 1. Mai ist gegen Unterdrückung und Ausbeutung von der Arbeiterbewegung erkämpft worden. Er stellt ein wichtiges Datum dar, um Protest zu formulieren, der Visionen einer neuen Gesellschaft in sich trägt. Diesen Protest unterdrücken zu wollen, ist ein Versuch, die Demokratie einzuschränken.

Gewalt ist in den letzten Jahren niemals nur von den Demonstranten ausgegangen. Die Polizei hat mit ihrem martialischen Verhalten die Stimmung beeinflusst und – wie mehrfach dokumentiert – auch durch Provokateure angeheizt. Ein Verbot wird die jährlichen Ausschreitungen am 1. Mai nicht verhindern, das Gegenteil ist zu befürchten. Die autonome Szene wird dieses Verbot als Kampfansage auffassen, und Herr Werthebach muss sich vermutlich im Nachhinein fragen lassen, ob er die Konflikte mit seinem Versuch, die Demonstration zu unterbinden, nicht eher provoziert als verhindert hat.

ANGELA MARQUARDT, MdB-PDS, Berlin

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen