montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
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Es ist kaum zu fassen. Schon wieder habe ich eine tief greifende gesellschaftliche Entwicklung entdeckt. Mit steigenden Temperaturen sitzen nämlich immer mehr junge Menschen in Berlin-Mitte auf den Stühlen von Straßencafés. Es sind ehemalige Computerkids, inzwischen erwachsen und berufstätig. Während die Linke, zu der ich bedauerlicherweise auch einmal gehörte, früher in ihrer vermeintlichen Überlegenheit ausschließlich am WG-Küchentisch zusammenhockte und das Haus nur für Demonstrationen verließ, bestimmt hier der Schein das Bewusstsein. Eine neue Lebensform bildet sich heraus: Genuss und Sinnstiftung stehen auf der Tagesordnung und gehen eine Symbiose ein. Es wäre schön, wenn sich hier eine Verbindung zu „Big Brother“ und Michel Houllebecq finden ließe, aber das will mir heute nicht so recht gelingen. Immerhin fällt auf: Viele Vertreter dieser neuen Hauptstadt-Generation haben lässig die Ärmel ihrer Jacken hochgeschoben. Ich werde sie also Hoschobos nennen.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.