piwik no script img

It‘s Showtime

USA 2000, Regie: Spike Lee; mit Damon Wayans, Savion Glover; Jada Pinkett u. a.; 135 Min.

Spike Lees bissige Satire über das Showbusiness. Denn die Vermutung, dass Spike Lee mit „Son of Sam“, diesem ungewöhnlichen und herausragenden Sommernachtsalptraum von einem weißen Serienkiller in einem New Yorker Italo-Viertel, seinen vor mehr als zehn Jahren eingeläuteten Kreuzzug gegen den Rassismus in den USA aufgegeben haben könnte, ist falsch. Er hat ihn nur kurzfristig unterbrochen und nimmt ihn nun mit aller Schärfe und mit satirischen Seitenhieben auf Vergangenheit und Gegenwart des amerikanischen Fernsehens wieder auf. Das versteht nicht jeder. Die New York Times zum Beispiel weigerte sich, eine Anzeige zu „It‘s Showtime“ zu drucken. Das Motiv der Anzeige: ein breit grinsendes schwarzes Kind mit dicken roten Lippen auf einer Baumwollplantage, in der Hand eine Wassermelone. Zu rassistisch, fand die NYTimes. Tja, Lee tut weh. Denn obwohl sich gerade die Unterhaltungsindustrie so hip und liberal gibt, geht es hinter den Kulissen ziemlich rassistisch zu. Das bekommt auch der Autor und Harvard- Absolvent Pierre Delacroix zu spüren, der einzige Schwarze bei einem durch sinkende Zuschauerzahlen bedrohten Sender. Nun soll ausgerechnet er ein Format entwickeln, das vor dem Konkurs bewahrt. Delacroix fällt nichts Besseres ein als eine alte neue Comedy-Show, in der Schwarze mit extra rußgeschwärzten Gesichtern, leuchtend rot gemalten Lippen und weißen Kulleraugen als ewige Hühnerdiebe Baumwollplantagen durchstreifen und das weiße Neger-Klischee bedienen. Ganz so wie in den „Minstrel Shows“ im Variete des 19. Jahrhunderts. Die „Mantan. The New Millennium Minstrel Show“ wird ein Quotenhit. Die Macher und Hauptdarsteller schwanken zwischen Erfolgsrausch und Skrupeln. Und schon bald läuft die ganze Sache völlig aus dem Ruder.

Kant-Kino, Hackesche Höfe, Kino in der Kulturbrauerei

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen