noch 214 tage bis zum euro: taz-serie über unser neues Geld. 8. Teil
Nie wieder Bonbons beim Einkauf in Italien
Vielleicht werden wir später unseren Enkeln erzählen, dass es immer so schön war im Italienurlaub. Bei jedem Einkauf gab es was Süßes. Immer dann nämlich, wenn Mama und Papa fünfstellige Summen für ein Stück Käse und eine Flasche Chianti bezahlen mussten und die Kassierin den letzten Rest des Wechselgelds, umgerechnet vielleicht noch einen halben Pfennig wert, in Naturalien über die Ladentheke reichte. Am leckersten waren die gelben und orange Bonbons, die nach einigen Minuten Lutschen wie Brause im Mund prickelten.
Denn nicht nur die D-Mark gibt es bald nicht mehr. Der Lira, dem Franc, dem Schilling, dem Escudo und der Peseta geht es nicht anders. Auch sie verschwinden zur Jahreswende, wenn der Euro allgemeines Zahlungsmittel auch im Alltag wird. Bis zum 31. März 2002 sollte man deshalb versuchen, die Restbestände aus den letzten Urlauben loszuwerden. Scheine lassen sich bis Ende März in allen deutschen Bankfilialen in D-Mark oder ab Ende des Jahres zu den üblichen Gebühren in Euro umtauschen. Wer es bis dahin nicht schafft, muss sich noch einmal Urlaub nehmen, ins Herkunftsland fahren und die Devisen dort ausgeben. Hat er dann immer noch Geld übrig, nehmen dort die Zentralbanken die heimischen Scheine noch länger zurück: Frankreich, Finnland, Griechenland und Italien bis 2012, Portugal bis 2022, die Niederlande bis 2032, Irland, Luxemburg, Spanien, Belgien und Österreich gar unbefristet.
Ausländische Münzen sammeln die Zweigstellen der Bundesbank, die bereits Sammelbüchsen aufgestellt haben. Das Hartgeld wird von einer Firma in die Ausgabeländer zurücktransportiert. Der Erlös soll, abzüglich der Transportkosten, an „öffentliche Wohlfahrtseinrichtungen“ gespendet werden, erklärt der Euro-Einführungsbeauftragte der Landeszentralbank Berlin-Brandenburg, Friedhelm Meier. Dazu zählen die Caritas, das Diakonische Werk der evangelischen Kirche, die Zentrale Wohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, das Deutsche Rote Kreuz, die Arbeiterwohlfahrt und der Paritätische Wohlfahrtsverband.
Ab nächstem Jahr wird dann überall in den 12 EU-Ländern mit Euro bezahlt. Das macht den Preisvergleich leichter. Rechenübungen im Restaurant wie „ungefähr mal sieben“ oder „zwei Nullen dran und noch ein bisschen mehr“ sind künftig nicht mehr nötig. Auch fallen die Umtauschgebühren weg. Das spielt vor allem im Import und Export eine Rolle: Ehrlicherweise müssten Importprodukte billiger werden, weil auch die Händler keine Umtauschkosten mehr haben.
KATHARINA KOUFEN
Infos: www.bundesbank.de
Nächste Woche: Was machen Kosovo und Makedonien mit ihrer D-Mark?
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