piwik no script img

Konkurrenz für Großflughafen Schönefeld

Sachsen-Anhalt hält an Planungen für einen Großflughafen in Stendal fest. Der Altmark-Airport macht aber nur Sinn, wenn Berlin und Brandenburg auf den Standort Schönefeld verzichten. Diepgen und Stolpe lehnen Stendal ab

Der geplante Großflughafen in Schönefeld könnte bald Konkurrenz bekommen. Das sieht zumindest der sachsen-anhaltische Ministerpräsident Reinhard Höppner (SPD) so. Höppner stellte gestern eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger vor, nach der ein Altmark-Flughafen in Stendal ökologisch sinnvoll und ökonomisch machbar sei. Der Standort sei eine „praktikable und gute Lösung im gemeinsamen Interesse“, so Höppner. Stendal liegt etwa 100 Kilometer westlich Berlins und ist mit dem ICE in einer knappen Stunde zu erreichen.

Sein Vorstoß richte sich nicht gegen die Interessen Berlins und Brandenburgs, betonte Höppner. In Potsdam und Berlin stieß seine Idee allerdings auf prompte Ablehnung. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) und der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) betonten, dass der Flughafen Stendal keine Alternative darstelle. „Wir brauchen einen internationalen Flughafen in der Mitte der Region“, so Stolpe. Die Region könne auf keinen Fall auf die mit dem neuen Flughafen in Schönefeld verbundenen 100.000 neuen Arbeitsplätze verzichten, so Diepgen.

Derzeit läuft das öffentliche Erörterungsverfahren zum Großflughafen in Schönefeld. Rund 67.000 Bürger aus den umliegenden Gemeinden bringen hier ihre Argumente gegen den Flughafen vor. Sie fürchten vor allem Lärm- und Umweltbelastungen sowie den Wertverlust ihrer Immobilien und befürworten den Alternativstandort in Stendal. In der dünn besiedelten Altmark wären wesentlich weniger Bürger von den Folgen des Flugverkehrs betroffen.

Dass der Flughafen Stendal kommt, halten Experten dennoch für unwahrscheinlich. Berlin, Brandenburg und der Bund hatten sich bereits 1996 auf den Standort Schönefeld festgelegt und dürften von dieser Haltung kaum abrücken. Zudem befürworten 73 Prozent der Berliner und Brandenburger den Standort Schönefeld. Der Flughafen Stendal würde nur funktionieren, wenn er den überwiegenden Teil des Berliner Flugverkehr ansaugen könnte, räumen die Gutachter von Roland Berger ein.

Unklar wäre zudem die Verkehrsanbindung des Flughafens Stendal. Zwar existiert eine ICE-Trasse, diese dürfte aber kaum in der Lage sein, die zusätzlichen Pendler aufzunehmen. Experten halten deswegen den Bau einer neuen milliardenteuren Trasse für notwendig. Die nötige Autobahnanbindung würde grob geschätzt rund eine Millarde Mark kosten. RICHARD ROTHER

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen