: Regierung von Dilettanten
betr.: Die geplante Tiefgarage unter dem Bebelplatz
Gegen den Bau einer Tiefgarage unter dem Bebelplatz sprechen zahlreiche Gründe: Zum einen ganz unmittelbar die für die gesamte Bauzeit (veranschlagt sind drei Jahre) zu befürchtende massive Beeinträchtigung der Ausbildung und des Wissenschaftsbetriebes an der Juristischen Fakultät in der anliegenden „Kommode“. Zum anderen auch die drohenden Gebäudeschäden der umliegenden, auf Holzpfählen ruhenden historischen Gebäude durch Einwirkungen auf den Grundwasserspiegel. Bereits jetzt stand der Keller der Kommode auf Grund der umliegenden diversen Großbaustellen unter Wasser, Risse im Mauerwerk sind auszumachen.
Zudem gibt es in der nahen Umgebung der Staatsoper S- und U-Bahn, Buslinien, zwei Parkhäuser und viele Tiefgaragen der umliegenden Geschäftshäuser an der Friedrichstraße, die gerade abends überhaupt nicht ausgelastet sind.
Übergeordnet stehen natürlich folgende Fragen im Vordergrund: Wie gehen wir mit unserem kostbaren öffentlichen Raum um? Was sind uns das Mahnmal zum Gedenken der Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933, aber auch das Forum fridericianum als Kulturgüter wirklich wert? Wer bestimmt über die Verwendung dieses kostbaren öffentlichen Raumes: Einige „erprobte“ Stadtpolitiker und profitorientierte Privatinvestoren?
Klammheimlich schlossen letztes Jahr Berlin und Investor einen Erbbaurechtsvertrag ab, dessen Nichterfüllung seitens Berlins den Steuerzahler Millionen an Regressforderungen und Vertragsstrafen an den Investor kosten wird, sollte der politische Druck die Pläne des Investors nun doch noch durchkreuzen.
Man hat als mündiger Bürger in Berlin oft den Eindruck, dass diese Stadt von wirklichen Dilettanten, also „Beutepolitikern“ im Sinne von Max Weber, aus der „Vor-Wende-Zeit“ regiert wird.
STEPHAN EIBICH, Berlin
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