: Aus im Achtelfinale
Die deutsche U20-Auswahl gehört nach dem 2:3 gegen Frankreich nicht zu den weltbesten acht Fußballteams
CÓRDOBA taz ■ Als der Fifa-Schiedsrichter Hichem Guirat aus Tunesien die letzten vier Minuten dieser Achtelfinalbegegnung zwischen Deutschland und Frankreich anzeigte, dachte wohl niemand der 4.000 Zuschauer im Estadio „Chateau Carreras“ an ein Finale wie dieses.
Es hatte den Eindruck, als spielten sich die Mannschaften gegenseitig den Matchball zu. So hatte Auer in der 89. Minute gleich zwei Mal den entscheidenden Treffer für Deutschland auf dem Fuß. Ebenso wie Cissé für Frankreich. Der einzige Unterschied war, dass Cissé das Geschenk der deutschen Abwehr annahm und Frankreich mit seiner Nervenstärke eine Runde weiter schoss.
Und das nicht unverdient, wie selbst Uli Stielike zugeben musste: „Nimmt man die Anzahl der Torchancen, so muss man den Sieg der Franzosen neidlos anerkennen“, sagte Stielike über den verdienten Sieg der zurzeit besten europäischen Mannschaft dieses Jahrgangs. „Wir haben das Gefühl, alles gegeben zu haben“, machte Stielike seiner Mannschaft keinen Vorwurf. Der Einsatz stimmte. Dagegen geriet der Referee ins Visier. „Der Schiedsrichter hat die Franzosen zurück ins Spiel gebracht“, kritisierte der Juniorenbetreuer den chilenischen Unparteiischen und seine umstrittene Elfmeterentscheidung in der 35. Minute, als Christoph Preuss etwas ungelenk bei Bugnet hinlangte und der Schiri auf den Punkt zeigte. Cissé egalisierte die bis dahin verdiente Führung der Deutschen durch Auer aus der 20. Minute.
Überhaupt dieser Cissé: „Der Junge mit seiner Schnelligkeit hat heute den Unterschied gemacht. Der spielt mit Robert aus Brasilien und Saviola aus Argentinien in einer anderen Liga. Für uns bereits heute unerschwinglich“, wusste Reiner Calmund, Manager von Bayer Leverkusen, über den Matchwinnner der Franzosen zu berichten.
„Aber die Jungs können erhobenen Hauptes nach Hause fahren“, wollte Calmund der deutschen Auswahl kein schlechtes Zeugnis für das Abschneiden in Argentinien ausstellen. Auch Stielike zog den Hut vor der Leistung seiner Mannschaft: „Wenn man sieht, wie niedergeschlagen die Jungs in der Kabine sitzen, so muss ich sagen: Hut ab. Die Truppe hat alles gegeben und bei dieser WM den deutschen Nachwuchsfußball würdig vertreten“, zollte Stielike seiner Auswahl ein Lob für das Abschneiden. „Wir sind da! Niemand kann sagen, der deutsche Fußball hätte keinen guten Nachwuchs“, so der Delegationsleiter und Vizepräsident des deutschen Fußballs, Hans -Georg Moldenhauer. Trotz des Ausscheidens der Deutschen war er zufrieden mit dem Gesamtauftritt der deutschen Talente bei dieser WM.
„Wir wollten auf Entscheidung gehen und haben deshalb nach dem 2:2 weiter nach vorne gespielt, erklärte der Stuttgarter Rotsünder Tiffert – der ein grobes Foulspiel nach dem Siegtreffer der Franzosen beging – die taktisch wenig meisterliche Leistung nach dem Ausgleich durch eine Energieleistung des eingewechselten Leverkuseners Burkhardt aus der 83. Minute. „Das war vielleicht ein Fehler“, gab der diesmal im Mittelfeld eingesetzte Neu-Herthaner Abwehrspieler Jens Lapaczinski bereitwillig zu. „Wir sind ausgeschieden, und das alleine zählt“, wollte der mit fünf Toren beste Torschütze der Deutschen, Benjamin Auer, nur das nackte Ergebnis sehen.
Auer verletzte sich bei der letzten Torchance für die DFB- Auswahl kurz vor der Entscheidung zugunsten der Franzosen so schwer, dass er ausgewechselt werden musste. Die endgültige Diagnose kann wohl erst in Deutschland gestellt werden, flog doch der DFB-Tross bereits drei Stunden nach dem Spiel nach Buenos Aires, von wo aus es gestern Nachmittag direkt weiter ging – in die Heimat nach Frankfurt. TOBIAS SCHÄCHTER
Weitere Achtelfinalspiele: USA - Ägypten 0:2, Argentinien - China 2:1, Brasilien – Australien 4:0
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen