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Inhalts- statt Spardiskussion

■ Lübecker Intendant Marc Adam zieht Spielzeitbilanz

Hätte der Generalintendant des Theaters Lübeck, Marc Adam, einen Wunsch frei, es wäre das Ende der öffentlichen Spardiskussion um sein Theater: „Wir brauchen eine inhaltliche Diskussion, die unsere Arbeit befruchtet. Spardiskussionen dagegen sind demotivierend.“

Beides hat der 45-jährige Straßburger gehabt in der gerade zu Ende gegangenen Spielzeit, seiner ersten in Lübeck. Der Spielplan, eine Mischung aus Klassikern, Unbekanntem und Zeitgenössischem im Musiktheater wie im Schauspiel, hatte zwar die überregionale Kritik begeistert, beim Lübecker Publikum dagegen ein geteiltes Echo gefunden. So waren bei manchen Vorstellungen von Aulis Salinnens Oper Kullervo, die in Lübeck ihre deutsche Erstaufführung erlebt hatte, nur ein Viertel der Plätze im Großen Haus besetzt. Und seine in manchen Augen eigenwillige Inszenierung des Büchner-Dramas Dantons Tod führte gar zur Forderung nach der Ablösung von Oberspielleiter Reinhard Göber.

„Wir haben in dieser Spielzeit rund 20 Prozent der Zuschauer verloren, das bedeutet Mindereinnahmen von etwa einer Million Mark“, sagt Adam. Einen solchen Schwund hält er bei einem Intendantenwechsel für normal, räumt aber auch eigene Fehler ein: „Ich habe geglaubt, die Neugier der Zuschauer auf das Neue sei schneller zu wecken.“

Mit den wirtschaftlichen Folgen muss das Theater nun fertig werden. „Wir müssen in den nächsten drei Spielzeiten jeweils 500.000 Mark einsparen, ohne an künstlerischer Qualität zu verlieren“, sagt Adam. So werde es weniger aufwendige Inszenierungen und weniger Gastspiele geben.

Das Lübecker Theater bekommt jährlich mehr als 29 Millionen Mark (14,8 Millionen Euro) an Zuschüssen, 3,7 Millionen Mark erwirtschaftet man selbst. Die Spardiskussion gehe jedoch nicht von Politik und Verwaltung aus, stellt Adam fest: „Stadt und Land stehen zu uns und haben ihre Zuschüsse trotz ihrer eigenen schwierigen Lage nicht gekürzt.“ Ändere sich dies, so Adam, würde man sich von einer Sparte trennen müssen.

Das Modell der Kooperation mit dem Kieler Theater, wie es etwa vom Bund der Steuerzahler gefordert wird, sieht Adam skeptisch. Erfahrungen in anderen Städten hätten gezeigt, dass die Einsparungen geringer ausfielen als erwartet.

Seine künstlerische Linie wolle er auch in den nächsten Spielzeiten fortsetzen, meint Adam. „Dazu gehört auf jeden Fall auch die Musik des 20. Jahrhunderts, die bislang in Lübeck relativ wenig gepflegt wurde. Doch ohne sie ist Theater meiner Meinung nach heute nicht mehr machbar.“ taz/lno

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