piwik no script img

Acht Kilometer zum Schweißen

Hamburger SchülerInnen versorgen tansanisches Dorf mit Elektrizität. TechnikerInnen zur Ausbildung an der Elbe  ■ Von Gernot Knödler

Ibungila verdankt die Wasserkraft der Gesamtschule Blankenese. SchülerInnen und LehrerInnen initiierten den Bau eines Mini-Kraftwerks, das vor zwei Jahren in dem tansanischen 350-Seelen-Dorf aufgebaut wurde. Um die kleine Turbine möglichst lange am Laufen zu halten, werden zurzeit zwei junge Leute aus Ibungila in Hamburg ausgebildet. Zurück in Tansania müssen sie diese Aufgabe mit einfachsten Werkzeugen und fast ohne Ersatzteile lösen.

Die Idee zu dem Projekt stammt von der Gesamtschule Blankenese, die seit einigen Jahren Kontakt zur Oberschule des Dorfes im Süden des zentralafrikanischen Staates hält. Die BlankeneserInnen besuchten Tansania und organisierten 1997 eine Photovoltaikanlage, die Unterricht auch am Abend ermöglicht, wenn die Sonne untergegangen ist. Damit leuchtete zum ersten Mal elektrisches Licht im Dorf.

Das neue Vorhaben soll ebenfalls die Schule und einen angegliederten Werkstatt-Container mit Strom versorgen. Außerdem möchte die Schule eine Maismühle betreiben, damit die Frauen ihre 35-Kilo-Säcke nicht mehr zwölf Kilometer weit auf dem Kopf tragen müssen. Die Einnahmen aus der Mühle kämen der von den Eltern finanzierten Schule zugute, die Gebühren für den Strom dem Unterhalt der Turbine.

Diese haben arbeitslose HandwerkerInnen auf vom Arbeitsamt finanzierten Stellen entwickelt und gebaut. In der großen Werkshalle des Beschäftigungsträgers Ökologische Technik in Finkenwerder steht noch die Versuchsanordnung, bei der die Turbine mit ihrem roten Schwungrad an einen großen blauen Wassertank angeschlossen ist. Inzwischen ist eine zweite, größere Turbine fertig geworden, an der Joyce Mwambingu und Gaidon Mwakitalima mitgebaut haben. Im Oktober soll sie, zusammen mit SchülerInnen aus Blankenese, auf die Reise nach Afrika gehen.

Joyce und Gaidon haben ihre zweimonatige Weiterbildung beim Verein Ökologische Technik ges-tern abgeschlossen. Mit der Mechanik des kleinen Kraftwerks vertraut, werden sie in den kommenden zwei Monaten bei Siemens die Elektrik kennen lernen. Ihren Aufenthalt und die Ausbildung hat der Verein Weltweite Partnerschaft organisiert und finanziert – mit Hilfe des Senats und einiger Sponsoren.

Zurück in Tansania sollen Joyce und Gaidon zwar Bohren, Schweißen und mit dem Schneidbrenner umgehen können. Im afrikanischen Alltag werden sie aber vor allem auf ihr Improvisations- und Organisationstalent angewiesen sein: In ihrem ebenfalls aus Hamburg stammenden Werkstatt-Container gibt es lediglich eine Bohr- und eine Schleifmaschine. Das nächste Schweißgerät steht in einem Nachbardorf – acht Kilometer entfernt.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen