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Gut betucht studiert‘s sich länger

betr.: „Die Verlierer“, „Mit Salamitaktik zu Gebühren“, taz vom 1. 8. 01

Es ist wirklich enorm, was sich heutzutage SozialdemokratInnen einfallen lassen: Studiengebühren für Langzeitstudierende. Jene wirken wie ein sozialer Numerus clausus, da vor allem sozial Schwächere, vom elternabhängigen (!) Bafög Ausgeschlossene und studierende Mütter darunter leiden werden. Die Menschen, die eine doppelte Belastung in Kauf nehmen, um sich höher zu bilden, werden dafür bestraft.

[...] Es scheint eine soziale Selektion zu geben, wenn das Studium zunehmend vom Geldbeutel und Gutdünken der Eltern abhängt. Schade, dass die SozialdemokratInnen nicht (mehr) fähig sind, soweit zu denken, oder es nicht mehr wollen. Ganz abgesehen davon, dass „die Wirtschaft“ nach Hochqualifizierten schreit. Und hier werden die bildungswilligen, aber benachteiligten Studis mit Studiengebühren vom Weiterstudieren abgebracht. Wenn nur noch Kinder wohlhabender Menschen studieren und später Führungspositionen innehaben, super, arme Welt! ANJA KUBIK, Wiesbaden

Wenn ich den Artikel und den darin dargestellten Sachverhalt richtig verstanden habe, können „betuchte“ Studenten noch immer so lange studieren, wie sie wollen.

Der Artikel zeigt das alte Problem politischer Gesetzgebung: Sie ist zu allgemein und pauschal. Individuelle Bedingungen, persönliche Situationen, die keineswegs mit Bummelei zu tun haben, werden mit der Sensibilität eines Bulldozers ignoriert und der unbeweglichen Sturheit einer Dampfwalze platt gemacht. Pauschalisierung (des Gesetzgebers), die das Individuum missachtet, stellt eine Form struktureller Gewalt dar, die das Hasspotenzial einer Gesellschaft weiter anheizt. [...] KLAUS BAUM, Hemme

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