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Der Kampf um die Note

■ 1:0, 1:1, 1:2, 2:2, 3:2 – Beobachtungen beim ersten Werder-Heimspiel in der neuen Saison, das gegen Energie Cottbus happy endete und einige Neuerungen bescherte

Nein, noch ist er nicht tot, der Deutsche Volkssport Nummer eins. 22 Akteure auf dem Platz und 24.040 ZuschauerInnen beim ers-ten SV-Werder-Heimspiel der Saison gegen die Alles-andere-als-Top-Mannschaft Energie Cottbus sprachen am Samstagnachmittag dagegen. Nein, noch ist der Fußball nicht zermalmt im Profitinteresse des Leo Kirch (ProSieben, Sat1, Premiere, Springer) und im finanziellen Rüstungswettlauf der Vereine. Zwar pokert Kirch hoch (indem sein Sat1 Fußballbilder erst um 20.15 Uhr zeigt, damit mehr Leute seine Decoder für das defizitäre Bezahlfernsehen Premiere kaufen) und riskiert bei seinem Kampf um die Bilder, dass das Interesse am Fußball schwindet. Doch zumindest beim ersten Heimspiel des SV Werder scheint der Rummel in der neuen Saison eher noch größer geworden zu sein.

Unentwegt klingeln die Handys der Kollegen auf der Pressetribüne. Pausenlos fordern die Redaktionen neueste Informationen zum Spielstand und -verlauf für ihre Websites und ihren Short Message Service ab. Immer weniger Zeit bleibt den professionellen Beobachtern zur Urteilsfindung. Kollege X gibt schon zwanzig Minuten vor Spielende die Schulnoten für 22 (!) Spieler an die Online-Redaktion durch. Kollege Y hat seinen Spielbericht schon zum Schlusspfiff im Laptop. Wo so viel medialer Trubel ist und um die Aktualität um die Wette gerannt wird, da muss auch Nachfrage draußen an den Empfangsgeräten sein. Noch also ist die Bundesliga das Wochenendthema , auch wenn sich die SAT1-Einschaltquote beim zum aktuellen Sportstudio umfunktionierten „ran“ durch die Verlegung von 18.30 auf 20.15 Uhr halbiert hat.

Auch die Ostkurve und die Verantwortlichen für die Stadionbeschallung haben nachgelegt. Ein spektakulärer Konfettiregen geht zu Beginn auf das Fan-Publikum nieder und weht danach durch das Stadion. Und schließlich haben das neue Sprecher-Duo „Arnie und Olli“ alias Arnd Zeigler und Christian Stoll sowie ihr DJ das Musik- und Jingle-Programm neu gemischt. Eine ohrenbetäubend laute Schiffshupe dröhnt zu jedem Werder-Tor, und neben der Deutschmacher-Version von „Football's coming home“ sind weniger Chart-Hits, dafür mehr Klassiker und schicke Jingles zu hören. Im Fanforum der Werderseite www.werder-online.de entschuldigt sich Arnie zwar für Premierenfehler. Doch Kopf hoch: Als Nachfolger des verstorbenen Christian Günther muss man vieles anders machen, andernfalls macht man es nur schlechter. Aber trotz all dieser Neuerungen bleibt die Dramaturgie die alte: Werder muss vorlegen, damit es bei den heimischen Fans deutlich lauter wird als bei den Gästen. Macht es die Mannschaft nicht und kassiert nach der Führung zwei Gegentore, wird's ruhig im Rund.

Ach ja, gespielt wird auch. Mit Energie Cottbus und Werder Bremen treffen an diesem Nachmittag unterm Strich ebenbürtige Gegner aufeinander. Das Spiel hätte auch 3:3, 4:2 oder gar 1:3 ausgehen können. Mit einigem Glück und einem vor allem beim Siegtor zum 3:2-Endstand kongenialen Ailton fährt Werder am zweiten Saison-Spieltag den ersten Sieg ein. Vielleicht hätte Cottbus nach dem Ausgleich nicht so mutig den von den Fans laut herbeigewünschten „Auswärtssieg!“ anstreben, sondern besser den Auswärtspunkt ermauern sollen. Keine Ahnung, ob die unter anderem durch zahlreiche Zuspielfehler und noch mehr hoch übers Tor gezogenen „Tor“-Schüsse auffälligen Bremer dann den Platz zum Siegen gehabt hätten.

Energie-Trainer Eduard Geyer gibt später wie sein Bremer Kollege Thomas Schaaf vor einer Woche in Freiburg (neben seinen Verteidigern) dem Schiedsrichter die Schuld an der unklaren Niederlage. Bei Werder hat ausgerechnet Routinier Dieter Eilts einmal folgenschwer gepatzt. Am Siegeswillen hat es ihm und seinen zehn Kollegen jedoch an diesem unterhaltsamen und torreichen Nachmittag nicht gefehlt. Ob all das allerdings reicht, um Thomas Schaafs Ankündigung wahr zu machen und „die ersten sechs Teams der Bundesliga erheblich ärgern“ zu können? Schaumerma. Christoph Köster

Das nächste Spiel ist noch schwerer und geht am 11. August auswärts gegen Stuttgart.

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