der gitarrist

Der Gitarrist wachte eines frühen Morgens auf. Der Wecker zeigte vier Uhr. Irgendetwas stimmte nicht, fühlte sich komisch an. Der Gitarrist konnte nichts mehr hören, absolut nichts. Er war 22 Jahre alt, im vierten Semester, einer der besten seines Jahrgangs und dachte, er sei taub. Er hatte einen Hörsturz, aber vor allem hatte er Angst. Am nächsten Tag gab ihm der HNO-Arzt eine Spritze, es half nicht viel. Seine Professorin schickte ihn in die Berliner Musikerambulanz. Physiotherapie, Spritzen und Tabletten zur Muskelentspannung verbesserten die Symptome, trotzdem konnte er vier Wochen lang überhaupt nicht spielen. „Wenn man die Obertöne nicht hören kann, sollte man gar keine Musik machen.“ Heute, zehn Wochen später, pfeift es noch ein wenig in den Ohren. Er hat nicht seine Technik verändert, aber übt bewusster, macht Dehnübungen, Yoga. In der Pause hatte er viel Zeit, „sich einen Kopf zu machen, wie man spielt“. An der Hanns-Eisler-Hochschule Berlin, wo er studiert, wird ein Kursus präventive Wirbelsäulengymnastik angeboten. Mit Begeisterung ist er da nie hingegangen, „ich hatte so wenig Zeit“. Erst als er selbst krank wurde, „ist ihm bewusst geworden, wie wichtig so etwas wie Körperhaltung ist“. Nun, weiß er, ist sie immer da, die „Gefahr, dass es wieder kommen kann“.FOTO: AP
(John Lennons
Gallotone Champion Gitarre)