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■ H.G. HolleinBergnot

Die Frau, mit der ich lebe, hat etwas von einer Naturgewalt. Was im Umgang gewisse Risiken birgt. So wird einem das Lager der Gefährtin ohne einen wegekundigen Sherpa bisweilen zur Todesfalle. Der einsame Wanderer läuft Gefahr, von prekär schwankenden Bücherstapeln erschlagen zu werden oder in tückisch ausgelegten Morgenmantelgürtelschlingen elend zu verschmachten. Der leiblichen Unversehrtheit auch nicht eben zuträglich ist es, in einem der Daunencanyons unvermittelt der wütig schnaubenden Gefährtin gegenüber zu stehen, die sich auf der Suche nach der Fernbedienung mit schier elementarer Gewalt Bahn bricht. Größte Vorsicht gilt es erst recht angesichts der verlockend in Falten und Mulden verteilten Köder zu wahren. Ein angeknabberter Toast hier, ein noch halb eingewickeltes Praliné dort - wehe der matten Hand, die da zitternd nach der lange entbehrten Proteinzufuhr tastet! Gnadenlos wird der Eindringling von der zürnenden Herrin der Bettenberge auch noch in die hintersten Höhlen dieser finsteren Urwelt verfolgt. An ein Mützchen erquickenden Schlafes auch nur zu denken, verbietet sich da von selbst. Einzig im fahlen Licht des Mondes - und unter Hintanstellung jeglicher Todesfurcht - darf der Wanderer es wagen, ins Freie zu kriechen und ein Zipfelchen Überdecke zu sich heranzuziehen, um am Fußende das lebensrettende Lager zu errichten. Wenn dann der Morgen graut und die furchterregende Gestalt sich zu regen beginnt, heißt es, nicht zu zögern und eilfertig der Göttin ein Opfermahl darzureichen. Ein Ei - nicht zu weich, nicht zu hart - ein Croissant und ein dampfender Napf Kaffee: Das allein, so hat es der Bewohner dieser unwirtlichen Täler und Höhen gelernt, vermag das brummende Wohlwollen der allmächtigen Erwachenden zu wecken und alsbald hüpft sie aufgeräumt-fröhlich ins Bad. Und der dankbare Dulder sinkt noch für ein paar verstohlene Minuten in die Kissen.

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