: Das Krokodil im Haifischbecken
„Wenn der wieder Abgeordneter werden sollte, kann er sich hinten anstellen“, hieß es über Bodo Hombach, Balkankoordinator und ehemaliger Kanzleramtschef. Sein Wiedereinstieg in die Politik scheiterte. Jetzt wird „Schröders bester Mann“ Geschäftsführer beim Medienriesen WAZ
Bodo Hombach kehrt zurück – und ein Raunen geht durch Nordrhein-Westfalen. Der neue Job des gelernten Fernmeldetechnikers, SPD-Wahlkampfmanagers und Kanzlerberaters war am vergangenen Wochenende Thema Nr. 1: Das „Kommunikationsgenie“, von Kanzler Gerhard Schröder einst als „mein bester Mann“ gepriesen, wird einer von vier Geschäftsführern der Mediengruppe WAZ.
Damit scheint Hombach seinen Plan, wieder in die Bundespolitik zurückzukehren, vorerst beiseite geschoben zu haben – zu groß waren die Widerstände gegen den „Macher“ von der Ruhr.
Genüsslich zitieren Beobachter der Berliner Politszene die Reaktion von SPD-Fraktionschef Peter Struck auf Gerüchte, Hombach ziehe es zurück in die Bundespolitik: „Wenn der wieder Abgeordneter werden sollte, kann er sich hinten anstellen.“
Kein Wunder: Auch nach zwei Jahren als „EU-Koordinator für den Balkan“ weckt Hombachs Name bei vielen Sozialdemokraten Ängste und Ressentiments. Erinnerungen an den Fehlstart der Regierung Schröder im ersten Jahr nach der Wahl werden wach. Der endete mit dem völlig überraschenden Abgang Oskar Lafontaines – und dem Rücktritt Hombachs als Kanzleramtsminister.
Für die Koordination und Kommunikation des Kanzleramts sei er verantwortlich, beschrieb der heute 49-Jährige 1999 seinen Job. Doch genau daran scheiterte der Zweizentnermann: Hombach habe zwar erfolgreiche Wahlkampagnen für Johannes Rau und Gerhard Schröder gemanagt – aber nur durch den Verzicht auf Inhalte, glauben viele Genossen noch heute. Auslöser für den Rücktritt des oft protzig wirkenden Hombach war dann die Affäre um den Bau seines Hauses in Mülheim: Gerüchte, der damalige SPD-Landesgeschäftsführer habe sich beim Bau vom Immobilienkonzern Veba durch „Freundschaftspreise“ unter die Arme greifen lassen, hielten sich hartnäckig.
Auch in Brüssel sorgte Hombach, getrennt von seinem im griechischen Thessaloniki arbeitenden Stab, für Negativschlagzeilen: Hombachs von Berlin durchgesetztes stattliches Jahresgehalt von 446.000 Mark war auch innerhalb der EU-Bürokratie äußerst umstritten. Kurz nach dem Amtsantritt Hombachs, den Gegner gern mit einem gefährlichen, sich schlafend stellenden Krokodil vergleichen, entbrannte ein heftiger Kompetenzstreit zwischen Hombach und den EU-Außenpolitikern Javier Solana und Chris Patten. Auf dessen Höhepunkt nannte Solana, Vertreter des Ministerrats, Hombach nur noch „Bobo“, spanisch für „Dummerchen“. Hombach konterte, indem er Solanas Vornamen nur noch aussprach wie eine deutsche Fischkonserve: „Hawesta“.
Dem mit 3,9 Milliarden Mark Umsatz zu den größten deutschen Medienkonzernen zählenden WAZ-Gruppe dürfte Hombach dennoch nützlich sein: Der Zeitungsriese hat mit seinen verschiedenen in weiten Teilen des Ruhrgebiets eine Monopolstellung – und seit Aufgabe des verlagsinternen Konkurrenzprinzips immer größere Probleme mit dem Kartellamt. Hombach, der immer noch über exzellente Verbindungen zu Kanzler Schröder verfügt, könnte helfen.
Profitieren dürfte auch die SPD: Ohne die bedrohte Mehrheit im Revier ist die Bundestagswahl nicht zu gewinnen – mit Hombach an der Konzernspitze dürfte sich das Verhältnis zwischen dem ohnehin als SPD-nah geltenden Medienriesen und den Sozialdemokraten noch einmal verbessern. Ein Insider: „Hombach kennt da doch jeden Ortsvereinsvorsitzenden.“
ANDREAS WYPUTTA
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