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american pieIn der Major League Baseball starten die Play-offs

Zeit für die Dividende

Eines hat der Baseballspieler Mark McGwire seinem Kollegen Barry Bonds von den San Francisco Giants immerhin voraus. Letzterer raubte ihm zwar seinen eigentlich für die Ewigkeit gedachten Homerun-Rekord von 1998 und verbesserte diesen von 70 auf stolze 73 Volltreffer, dafür steht McGwire in den Play-offs. Oder besser gesagt, seine Mannschaft, die St. Louis Cardinals, stehen in den Play-offs. Ob der alte Haudegen McGwire, seit zwei Jahren von heftigen Knieproblemen geplagt, in der Best-of-five-Serie gegen die Arizona Diamondbacks nennenswert zum Einsatz kommt, ist fraglich. Der 38-Jährige hat einer der schlechtesten Spielzeiten seiner Karriere hinter sich und wälzt akute Rücktrittsgedanken.

Dabei wäre gegen Arizona ein Mark McGwire in Topform besonders willkommen, denn die Diamondbacks verfügen mit Randy „Big Unit“ Johnson (38) und Curt Schilling (34) über zwei der besten und erfahrensten Pitcher der Major League. Nur wenn St. Louis seine unbestreitbaren Vorteile am Schlag zum Tragen bringt, haben die Cardinals eine Chance, ins Finale der American League (AL) einzuziehen und dort gegen Atlanta oder Houston um die Teilnahme an der World Series zu spielen. Arizonas Luiz Gonzalez ist überzeugt, dass in den Play-offs die Pitcher der Schlüssel zum Erfolg sind. „Gutes Werfen neutralisiert normalerweise gutes Schlagen“, sagt der Outfielder und setzt volles Vertrauen in Johnson und Schilling, welcher sich seiner Verantwortung voll bewusst ist: „Für all das Geld, was sie uns zahlen, wollen sie jetzt ihre Dividende sehen.“

In der National League (NL) gilt das Hauptaugenmerk logischerweise den New York Yankees, World-Series-Gewinner der letzen drei Jahre. Bittere Ironie, dass dem Titelverteidiger ausgerechnet die Verlängerung der Saison um eine Woche wegen der Anschläge am 11. September zum Vorteil gereicht. Diese Zeit genügte, um die Verletzungen bei einigen wichtigen Spielern wie den Pitchers Orlando Hernandez und Andy Pettitte, dem Closer Mariano Rivera und dem Rightfielder Paul O’Neill auszukurieren. „Hätten wir letzte Woche angefangen, wären wir nicht in Panik geraten“, sagt Manager Joe Torre, „aber wir wären nicht in so guter Verfassung gewesen wie jetzt.“

Eine optimale Verfassung ist Pflicht für die Yankees, denn diesmal müssen sie mit den Oakland Athletics einen besonders harten Brocken aus dem Weg räumen. Das Team aus Kalifornien war schon im letzten Jahr Auftaktgegner der New Yorker und verpasste diesen zwei Niederlagen, bevor die Yankees im fünften Spiel noch den Kopf aus der Schlinge ziehen konnten. Diesmal sind die A’s noch stärker einzuschätzen. Nach dem All-Star-Match waren sie das heißeste Team der Liga und gewannen 58 der letzten 75 Spiele, der zweitbeste Endspurt der Major-League-Geschichte nach den Cleveland Indians 1954. Oakland verfügt mit Infielder Jason Giambi, dem Wechselgelüste zu den Yankees nachgesagt werden, über den amtierenden besten Spieler (MVP) der Liga, hervorragende Pitcher, vor allem Mark Mulder, der beim Aufeinandertreffen im Vorjahr verletzt war, und ein exzellentes Outfield. Was sie nicht haben, ist, im Gegensatz zur letzten Serie, der Heimvorteil. Die erste Partie findet heute im Yankees-Stadium in der Bronx statt. Dort würde auch in einem eventuellen fünften Match ermittelt, wer im NL-Finale gegen Seattle oder Cleveland antritt.

Packende Spiele sind programmiert, zumal auch der Titelverteidiger in besserer Form ist als letztes Jahr. Damals verloren die Yankees 15 der letzten 18 Saisonpartien und wirkten ganz und gar nicht wie ein Titelaspirant. Dass es dann trotzdem klappte, war auch Luis Sojo zu verdanken, der in der World Series gegen die New York Mets den entscheidenden Schlag setzte. Doch Baseball-Ruhm ist vergänglich. Gegen Oakland ist Sojo vermutlich nicht einmal im Kader. MATTI LIESKE

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