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Warnow-Werft bald russisch

Yukos-Oil kauft sich bei norwegischer Mutterfirma Kvaerner ein. Interesse an Übernahme der gesamten Werftensektion. Russischer Konzern glänzt vor allem durch miserablen Ruf. Gewerkschafter fürchten, dass Betriebe ausgeplündert werden

aus Oslo REINHARD WOLFF

Auf die 1.250 Beschäftigten der Kvaerner-Warnow-Werft in Rostock kommen schwere Zeiten zu. Die norwegische Konzernmutter macht seit mehr als einem Jahr kein Geheimnis daraus, dass man nicht nur die deutsche Werft, sondern die ganze Schiffbausparte loswerden will. Ein Interessent scheint jetzt gefunden: der russische Ölkonzern Yukos-Oil.

Der finanziell angeschlagene Kvaerner-Konzern sucht derzeit händeringend nach frischem Kapital, nachdem man vor drei Wochen einem drohenden Konkurs nur dank einiger kurzfristiger Kredite gerade noch einmal entkommen war. Ende vergangener Woche kaufte sich der zweitgrößte russische Ölkonzern 10 Prozent der Aktien. Das Engagement ist vordergründig der Tatsache geschuldet, dass Kvaerner eine Schlüsselrolle bei der Erschließung eines wichtigen Ölfelds von Yukos hat – ein Konkurs würde damit ernste Probleme auch für dieses Projekt bringen.

Laut Informationen der Osloer Tageszeitungen Aftenposten und Dagens Naeringsliv ist das jetzige Aktienpaket aber nur der Anfang: Tatsächlich werde Yukos-Oil die gesamte Konstruktionssparte von Kvaerner mit allen Schiffsbaueinheiten übernehmen. Kvaerner selbst wolle sich ausschließlich auf das Offshoregeschäft und die Öl- und Gasförderung zurückziehen. Dass eine solche Absicht bestehe, wurde von Yukos am Freitag zunächst dementiert, das Dementi aber nach wenigen Stunden wieder zurückgenommen.

An Kapital mangelt es Yukos nicht – bei einem Überschuss im vergangenen Jahr von mindestens 10 Milliarden Mark. Die Gesellschaft hat einen zweifelhaften Ruf. Sie wird von zehn „Ölbaronen“, die mit fragwürdigen Methoden bei der Privatisierung der Ölwirtschaft zum Zug gekommen waren, kontrolliert. Im vergangenen Jahr bewilligten diese sich eine „Aufwandsentschädigung“ von 106 Millionen Dollar. Wenn sich kritische Kleinaktionäre gegen solche Machenschaften wehren, werden sie laut der Wirtschaftszeitung Dagens Naeringsliv schon einmal mit bewaffneten Wächtern von Hauptversammlungen ferngehalten.

An der Spitze dieser Ölbarone steht ein Mann, den die Wirtschaftszeitschrift Forbes seit 1997 auf ihrer Liste der weltweit reichsten Personen führt: Michail Chodorkowski, einer der „sieben Wirtschaftsoligarchen“ mit denen Boris Jelzin sich umgab. Er hat einen Bankenkonkurs hinter sich – die CIA führte seine „Menatep“-Bank als eine der weltweit korruptesten.

Laut Aftenposten produziert Yukos mit vollständig abgeschriebenen Produktionsanlagen ein Fass Öl in Sibirien für nur 50 Cent. Um es dann zu einem Weltmarktpreis von meist über 20 Dollar zu verkaufen. Yukos beschäftige seine rund 100.000 Angestellten unter „elendigen Anstellungsverhältnissen“. Die Umwelt um die Ölquellen ist nach einem Bericht der „Socio-Ecological Union“, Russlands größter Umweltschutzorganisation, rücksichtslos zerstört, die Rechte der dort lebenden Ureinwohner des Khanty-Volks „mit Füßen getreten“.

Mit dem Kvaerner-Engagement und der erwarteten Übernahme der Schiffsbausparte – neben der Warnow-Werft unter anderem Betriebe in Finnland und den USA – will Yukos nach Einschätzung von Dagens Naeringsliv die Tür seiner Aktivitäten gen Westen öffnen. Norwegische Gewerkschaftler befürchten angesichts des Rufs von Yukos eher, dass nicht plötzliches Interesse an der Werftenindustrie und der Wunsch nach langfristigem Engagement hinter den Plänen steckt. Bei Kvaerner bestehe die ideale Lage, sich für billiges Geld beträchtliche Werte zu sichern, die erworbenen Betriebe dann zu plündern und Konkurs gehen zu lassen.

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