Die Essenz des HipHop

■ Eins Zwo, Square One & Dabru Tack im Schlachthof

Am Dienstag präsentierte sich der HipHop aus D-Land von seiner besten Seite. Keine homophoben Beschimpfungen und frauenfeindlichen Erzählungen trübten das Vergnügen. Kein überflüssiger Schnick-Schnack, sondern die Essenz des HipHop, zwei Plattenspieler und ein bis zwei Mikrophone.

Dabru Tack eröffneten mit einem soliden Set. Kurzes Aufatmen, der Sound ist gut, kickend und so klar, dass man das meiste von den guten Texten verstehen kann. Die von Dabru Tack verhandeln Alltägliches mit einem verqueren Humor. Am ehesten vergleichbar mit ihrem ebenfalls aus Menden stammenden Kumpel Nico Suave, aber zupackender.

Die Münchner Square One, das sind Rasul Allah, Gianni Dolo, DJ Edward Sizzorhands und Produzent Iman (an diesem Abend nicht zugegen), sind eine Anomalie im hiesigen HipHop. Sowohl musikalisch als auch textlich vertreten sie eine hundertprozentige US-Ostküsten-Ästhetik. „Is you wit me?“ lautet ihr Schlachtruf in original Black English. „Conscious Rap“, politisch bewusster Rap, ist ihre Agenda, derren Universalität sie behaupten.

Nun sind Münchner Sozialsiedlungen zwar kaum mit New Yorker Ghettos vergleichbar, der Rassismus, mit denen die Afro- und Türkisch-Deutschen von Square One dort konfrontiert sind, hat aber offenbar doch große Ähnlichkeit mit dem der Ghettos. Und wenn diese Musik so locker und souverän dargebracht wird wie an diesem Abend oder auf ihrem Album „Walk Of Life“, vergisst man schnell alle Einwände. NY-HipHop ist nun mal ihre musikalische Welt. Und das begeisterte Publikum sieht das offenbar genauso.

Den Höhepunkt bildete der Auftritt der Hamburger „Eins Zwo“. Dendemann ist der Lieblingsrapper aller denkenden Menschen. Keiner verbindet momentan geschickter Reimfluß, Wortwitz und Erzählkunst.

Dass er seine „besseren Sprüche aus den schlechteren Filmen“ hat, ist ein Witz, der eher seine magere Konkurrenz als ihn selbst charakterisiert. Mit „Ey Du“ verweist er all' die „harten Kameraden“ auf und vor den HipHop-Bühnen dieses Landes in ihre Schranken. Denn Dende verschwendet Zeit und Spucke nicht für Macho-Sprüche, sondern will berühren, anregen und erzählen. Für die kongeniale musikalische Unterfütterung sorgt DJ Rabauke, der jazzige, lockere Beatsuiten und gezielte Scratches vom Plattenteller lässt, als wäre es nichts. New York Ende der 80er/Anfang der 90er heißt auch hier die Referenzgröße, aber mit dem eigenen Dreh. Das zahlreich erschienene Schlachthof-Publikum weiß dies und kennt und liebt die Stücke, als wären es eigene.

Dieter Wiene