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Gegen den Krieg I: Kein Befehl wird ausgeführt

Wenn Malik Sharif heute einen Befehl erhält, wird er ihn nicht ausführen. Er weiß, dass er dafür eingesperrt wird, aber das ist ihm egal. Sharif ist 19, kommt aus Berlin und soll heute in der Kaserne Breitenburg bei Itzehoe seinen Wehrdienst aufnehmen. Er wird seinen Dienst auch antreten, will allerdings dann keinen einzigen Befehl annehmen, um so für sein Recht auf Totalverweigerung zu kämpfen. Der Hamburger Verein „Die Desertöre“ wird ihn dabei ebenso begleiten wie die „Kampagne gegen Wehrpflicht“ aus Berlin und Bremer Organisationen, die vor der Kaserne für Desertion und Totalverweigerung demonstrieren.

Sharif, dessen Eltern aus dem Irak stammen, ist Pazifist, hält jede Gewalt für ein Verbrechen und sagt: „Kriege dienen nie der Bevölkerung, sondern immer nur den Mächtigen der Staaten.“ Für ihn ist „Krieg allein schon Terror, daher kann das Ziel von Krieg nie die Bekämpfung des Terrorismus sein“.

Die Befehlsverweigerung wird ihm mindestens Einzelhaft einbringen, womöglich eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren. Daher ist er auf die Hilfe von Vereinen wie den „Desertören“ angewiesen. „Viele Briefe schreiben, immer wieder bei der Bundeswehr anrufen, natürlich später Prozessbegleitung und Rechtsberatung“, so beschreibt Jan Reher von den „Desertören“ die Möglichkeiten, die der Verein hat, Sharif zu helfen.

„Im Moment bekommen wir zahlreiche Anfragen von Bundeswehrsoldaten, die sich bei uns erkundigen, was sie in dieser Situation machen können“, sagt Reher. Seit der Krieg in Afghanistan läuft, seien viele Wehrpflichtige beunruhigt, dass sie am Krieg beteiligt werden. Auf die Idee, total zu verweigern, sind aber auch in den vergangenen Wochen nur die wenigs-ten, die ihren Einberufungsbescheid haben, gekommen: „Stattdessen laufen die Zivildienst-Beratungsstellen über“, hat Reher festgestellt. aha

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