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Fehlende Gleise und Polizisten

WendländerInnen rechnen dennoch damit, dass der Castor planmäßig rollt  ■ Von Kai von Appen

Trotz des Schadens nach dem Brandanschlag militanter Castor-GegnerInnen auf die Bahnstrecke Hitzacker-Dannenberg läuft die Mobilisierung für die Blockaden weiter auf Hochtouren. „Die werden alles dran setzten, um die Jeetzel-Brücke bis zum Wochenende repariert zu bekommen“, glaubt Wolfgang Ehmke, Sprecher der BI Lüchow-Danneberg. „Daher halten wir an unserer Zeitplanung fest.“ Am Donnerstag findet daher in Hamburg eine letzte Infoveranstaltung statt. Bereits Ende November gibt es auch für Hamburg wieder Castor-Alarm.

Die Deutsche Bahn gibt zu, dass sie Probleme hat, die Strecke flott zu kriegen. „Es wird rund um die Uhr dran gearbeitet“, so Bahnsprecher Jürgen Weihl gestern, „im Moment fehlen aber noch Teile.“ Ein 35 Meter langes Strecken-Segment muss noch repariert werden.

Für die WendländerInnen kein Grund, Entwarnung zu geben – auch nicht die Äußerungen von Niedersachsens SPD-Innenminis-ter Heiner Bartling, der Transport am 12. November könnte womöglich wegen polizeilichen Notstandes verschoben werden. Angeblich fehlten noch Kontingentzusagen, um die notwendigen 18.000 Poli-zistInnen zur Sicherung der Transportstrecke aufzubringen.

Die Aktionen laufen daher planmäßig an. Auftakt bildet am Samstag eine Demo des „Aktionsbündnis Castor“ (ABC) um 10 Uhr in Lüneburg. Nach den umfänglichen Demonstrationsverboten für das Wendland ist auch der Marsch vor die Bezirksregierung in Lüneburg verboten worden. Dagegen soll Klage eingereicht werden, so ABC-Sprecherin Maike Eisenberg. „Wir wollen vor die Bezirksregierung ziehen, um dort unseren Pro-teste gegen die massive Einschränkungen der Grundrechte im Zuge von Castor-Transporten zum Ausdruck zu bringen.“ Am Sonntag starten die Aktionen in der Region. Um 11 Uhr wollen Wendländer-Bauern mit ihren Treckern in Splietau den „Stunk auf den Punkt“ bringen. Vor dort aus machen sich die X-tausendmal quer-Gruppen zu ihren Treffs der Aktion „WiderSetzen“ auf. Diesmal konzentrieren sich die Gruppen auf die Straßen zwischen Dannenberg und Gorleben.

Bereits am Freitag soll in der Nähe von Klein Bünsdorf/Bad Bevensen das erste Widerstandscamp errichtet werden, um den Castor bereits außerhalb des Wendlands auf den Gleisen abzufangen.

Und auch durch Hamburg sollen bald wieder Castoren rollen. Nach taz-Informationen sollen Ende November mehrere Behälter mit abgebrannten Brennelementen aus den Atomkraftwerken Stade, Brunsbüttel und Krümmel in die Wiederaufabeitungsanlagen La Hague und nach Sellalfield laufen. Dabei wird erstmals wieder der vor drei Jahren aus dem Verkehr gezogene Behälter „NTL 11“ eingesetzt. Er war als „kritischer Behälter“ eingestuft worden, da bei Test- und Fallversuchen die Stoßdämpfer abgerissen waren und die Ummantelung leicht beschäftigt werden konnte.

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