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Krieg gegen Afghanistan

betr.: „Nur noch eine Meinung auf der Welt“, taz vom 3. 11. 01

Zurückkehrend von einer zehntägigen Kasachstan-Reise und durch weitgehende Medienabstinenz für Wortbedeutungen sensibiliert, sprangen mir auf den TV-Monitoren im Amsterdamer Flughafen als erstes die allgegenwärtigen CNN-Nachrichten-Headlines „Strikes against terror“ ins Auge. Ist, so fragte ich mich angesichts dieser merkwürdigen, wenngleich wohl durchdachten Formulierung, „terror“ ein Ort oder eine Gruppe, die mit Militärschlägen getroffen und vernichtet werden können? Vielleicht gibt es demnächst „Militärschläge gegen die Angst“? Nach längerem Nachdenken kam ich zu der Schlussfolgerung, dass der gemeinte, in lügenhaft verwendetes Vokabular verpackte Sachverhalt, korrekt übertragen eigentlich nur „Krieg gegen Afghanistan“ („war against Afghanistan“) heißen kann.

Wenn man bedenkt, dass der An-Schlag („strike“?) auf das WTC als kriegerischer Angriff („war“) erklärt und daraus der Nato-Bündnisfall abgeleitet wurde, so wird einem die perfide Manipulation deutlich, die mit diesen drei Wörtern „strikes against terror“ betrieben wird. Deshalb nochmals zur Erinnerung: „Anschlag“ heißt jetzt „Krieg“ und „Krieg“ heißt jetzt „Schlag“. Frei nach Magritte erklärt die amerikanische Propaganda somit auf die TV-Bilder weisend: „Das ist kein Krieg!“ Und sie hat damit sogar recht. Trotzdem findet – wenngleich nicht auf dem Bildschirm – Krieg statt. Deshalb sich immer wieder vorsagen: Die USA führt Krieg gegen Afghanistan. Nicht bewerten, sondern nur wahr-nehmen! JOHANNES SIMON, Landsberg

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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