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■ Kriegseinsatz in AfghanistanKrieg schafft nur neue Probleme

betr.: „Grüne müssen Brücken bauen“, Blair plant Notstand“, taz vom 12. 11. 01

Nicht nur die Grünen werden Verlierer dieses Krieges sein, sondern wir alle. Denn die Wahrheit ist: Krieg und Demokratie, das geht nicht zusammen ...

„Der Kampf zwischen freiheitlichen und totalitären Bestrebungen“ findet laut Cohn-Bendit und Fücks „in einer Vielzahl von islamisch geprägten Ländern statt“. Nein liebe grüne Freunde, er findet ebenso bei uns statt! Lächerlich ist es, davon zu träumen, dass man den USA „Vorschläge“ machen könnte, wie der „Krieg gegen den Terror“ zu führen sei! Die Nato-Partner sind vorgeführt worden wie kleine Jungs, und damit sie trotzdem noch mitspielen dürfen, haben der Bundeskanzler und der Außenminister erklärt, dass „wir die USA nicht zu kritisieren haben“. Dabei geht es nicht nur darum, den Blutzoll zu teilen, wie neulich in einem Kommentar zu lesen war, sondern dies ist die Voraussetzung dafür, an der Beute beteiligt zu werden, sprich strategischem und wirtschaftlichem Einfluss in Zentralasien, womöglich darüber hinaus.

Klar, wer würde nicht gerne die Taliban entmachtet sehen, wer fühlt sich nicht bedroht von Männern (und wenigen Frauen), die im Kontakt mit laizistischen Lebensweisen durchdrehen und es dabei besonders auf Frauen abgesehen haben. Aber die Regierung der USA hat sich für die Führung in einer solchen weltweiten Auseinandersetzung disqualifiziert. Außerdem ist das Land durch den Anschlag vom 11. September selber Partei und hat es nicht geschafft, den Wunsch nach Rache unter (demokratische) Kontrolle zu bringen. Die Regierung wollte es wahrscheinlich auch gar nicht. Sie hat die weltweite berechtigte Empörung über den Anschlag benutzt, um den seit Jahren geplanten Angriff auf Afghanistan in Gang zu setzen. Es geht dabei um die strategisch wichtige Pipeline durch Afghanistan, die mit den Taliban nicht zu machen war. Klassischer kann man keinen Krieg in Szene setzen.

Die Truppe, der ich mein militärisches Vertrauen geben würde, muss erst noch geschaffen werden. Sie wäre dadurch gekennzeichnet, dass sie durch eine hochqualifizierte kämpferische und vor allem psychologische Ausbildung in die Lage versetzt wäre, Kontakt mit einem Gegner aufzunehmen, um diesen im Geiste der jahrtausendealten Selbstverteidigungstechniken auf dem schnellsten nur möglichen Wege zu entwaffnen. Dazu bedarf es vor allem einer mentalen Schulung, über die meines Wissens keine der bestehenden Armeen verfügt. Daher ist es Leuten wie mir, die durchaus dafür sind, dass man Terroristen und anderen Verbrechern entschlossen entgegentritt, notfalls auch unter Einsatz des eigenen Lebens, nicht möglich, dem Unternehmen Kriegseinsatz in Afghanistan zuzustimmen.

INGER DETLEFSEN, Bremen

betr.: „Rot-Grün vor dem Aus“, taz vom 12. 11. 01

Nur Mut! Ein mögliches Ende der rot-grünen Koalition aufgrund der Kriegsbeteiligung der Bundeswehr wird immer wieder als Schreckgespenst an die Wand gemalt. [...]

Falls die Koalition wirklich zerbricht, lägen darin große Chancen für die Grünen: sie würden viel von ihrer Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, von der insbesondere seit dem 11. September kaum noch etwas übrig ist. Vereinzelte Initiativen, wie die von Claudia Roth, die Luftangriffe während des Ramadan auszusetzen, sind schon wieder vergessen. Die Grünen (zumindest die im Bundestag) haben sich bis zur Unkenntlichkeit der SPD-CDU-FDP-Mehrheit angepasst, die Bomben des George W. Bush mitzutragen. Wann wird endlich wieder etwas sichtbar von grüner Identität? Wann werden die Grünen wieder wählbar? Nur Mut zu einer starken Opposition im Bundestag !

BERTRAM PREUSCHHOF, Diemarden

Nicht zum ersten Mal machen die grünen Regierungsmitglieder nun auch beim Afghanistaneinsatz eine Politik gegen die eigene Parteibasis und gegen die Mehrheit ihrer Wähler. Mit dieser Funktionsträgerdiktatur outen sich die grünen Funktionäre erneut auf erbärmlichste Weise als undemokratisches Machterhaltungskartell. Wenn sich die grüne Basis auch jetzt wieder vorführen lässt, sollte der Wähler die Grünen schnellstens auf ein politisches Abstellgleis rangieren. WILHELM STOSCH, Münster

Schade und sehr bedenklich finde ich, wenn im Bundestag nur die PDS und ganz wenige der regierenden Koalition gegen diesen Einsatz stimmen würden.

Es gibt vielleicht keine absolute Mehrheit in der Bevölkerung, was so sicher ja nun auch nicht ist, die gegen so einen Einsatz ist. Wenn diese große Zahl von „Kriegsgegnern“ bei der Abstimmung nur durch die PDS und ein paar Mitglieder der Koalition vertreten wäre, ist dies nicht in unserem Sinn. Die Damen und Herren in Berlin sollten sich vielleicht etwas besser bei dem sie wählenden Fußvolk umhören! Auch wir verstehen einiges von Politik – vom Krieg, der doch nie Mittel unserer zivilisierten Politik werden sollte. Krieg schafft immer nur neue Probleme. [...]

PETER SACHSE, Villingen-Schwenningen

betr.: „Kein Votum gegen den Krieg“, „Bergpredigt oder Realpolitik“, taz vom 9. 11. 01

Es ist unglaublich, dass sich immer noch viele Kirchenvertreter so schwer damit tun, Krieg und der Beteiligung daran, eine klare Absage zu erteilen. [...] Wer Krieg keine klare Absage erteilt und ihn als ultima ratio für gerechtfertigt hält, befürwortet damit die verhängnisvolle Existenz von Armeen und Rüstungsprojekten. Die Spirale der Gewalt, die Menschen soviel Leid zufügt, kann dauerhaft nur durchbrochen werden, wenn Armeen abgeschafft, die Rüstungsproduktion eingestellt und die zivile Konfliktbearbeitung gefördert werden. Es wäre gewiss im Sinne Jesu, dazu aufzurufen und klar Position gegen Krieg und jegliche Beteiligung daran zu beziehen. [...] JOACHIM FISCHER, Bremen

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.

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