Neuer Floh piekt Schokomann

Bei den ersten Weltcupspringen der Skisaison im finnischen Kuopio sorgt neben dem Polen Adam Malysz vor allem der 18-jährige Thüringer Stefan Hocke für Aufsehen und empfiehlt sich für Olympia

von MATTI LIESKE

Mit Adam Malysz, dem ausnehmend flugtüchtigen Polen, hat sich Martin Schmitt inzwischen abgefunden, dass dem lilafarbenen Schokoladenwerber nun aber auch noch ein Skispringer aus dem eigenen Team auf die Pelle rückt, kommt eher unerwartet. Nicht er, der vierfache Weltmeister, war am Samstag im finnischen Kuopio nämlich der beste Hüpfer des deutschen Skiverbandes, sondern der 18-jährige Thüringer Stefan Hocke. Fünfter wurde der junge Mann aus Oberhof in dem Wettbewerb, den der Finne Risto Jussilainen vor Malysz gewann. Schmitt kam nach unperfektem zweiten Satz auf Rang sieben.

Nicht wirklich ein Grund zur Beunruhigung für den deutschen Springerprimus, der noch an diversen Elementen seines Bewegungsablaufes bastelt und dessen Planung auf die Vierschanzentournee, die er noch nie gewonnen hat, und natürlich die Olympischen Spiele im Februar in Salt Lake City ausgerichtet ist. Eine leichte Irritation vielleicht aber schon. Schließlich hatte Schmitt das erste Springen der Weltcup-Saison in den letzten drei Jahren jeweils gewonnen und weiß sehr wohl um die Vorzüge früher Dominanz: „Mit einem Erfolg zu starten, stärkt das Selbstvertrauen enorm und macht vieles leichter.“

Diesmal musste der 23-Jährige am Freitag Adam Malysz den Vortritt lassen. Zwar sprang der Schwarzwälder ein kleines Stück weiter, kam auf Grund der Haltungsnoten aber nur auf den zweiten Platz. „Seine Sprünge sind noch nicht optimal für Höchstnoten“, räumte Bundestrainer Reinhard Heß ein. Probleme gibt es bei Schmitt in verschiedenen Segmenten des komplizierten Sprungvorgangs. „Im ersten Sprung habe ich unten zu viel Geschwindigkeit verloren, beim zweiten war das Timing am Schanzentisch nicht optimal“, analysierte er seine Auftritte vom Samstag, außerdem suche er noch „Stabilität“ und „das richtige Gefühl, vor allem im ersten Flugdrittel“. Etwas uncharmanter drückte es Reinhard Heß aus: „Unten geht ihm häufig noch die Luft aus.“

So früh könne man noch keine Bestform erwarten, wiegelt der Bundestrainer ab, der immerhin mit Stefan Hocke voll zufrieden sein konnte. Dieser gewann die Qualifikation, belegte am Freitag Platz sieben und erfüllte mit seinem fünften Rang tags drauf bereits die Olympianorm. „An einen Olympiastart habe ich vor der Saison nie gedacht“, freute sich der Nachwuchsspringer, der mit speziellen Sprungski aus dem thüringischen Örtchen Floh antrat und somit auf dem besten Weg ist, dem „Floh vom Fichtelberg“, Jens Weißflog, als Floh-Floh von Oberhof nachzufolgen. „Der junge Mann kann noch nicht die Welt einreißen“, mahnt Reinhard Heß, lobt jedoch die Lernfähigkeit des Neulings und findet es „bewundernswert, was für eine Ruhe er weghat“. Team-Betreuer Rudi Lorenz fühlt sich sogar „stark an Martin Schmitt im gleichen Alter“ erinnert.

In dieser Saison muss der deutsche Superhüpfer die interne Konkurrenz aber wohl noch nicht fürchten, Sorgen machen dürfte ihm eher Adam Malysz. Der Pole segelt trotz des kleinen Jussilainen-Ausrutschers schon wieder nahezu perfekt durch die Lüfte, was für die Konkurrenz nichts Gutes verheißt. Im letzten Jahr holte Malysz schließlich den Weltcup, obwohl er damals erst nach Neujahr in Schwung kam.