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Ende der Übermacht

Basketball-Dauermeister Alba Berlin kassiert mit 72:77 gegen Leverkusen bereits die vierte Niederlage der Saison

BERLIN taz ■ Das letzte Viertel begann ganz nach dem Geschmack der 6.471 Zuschauer in der Berliner Max-Schmeling-Halle. Nur zwei Minuten benötigte ihr Team, um gegen Bayer Leverkusen, die einstigen Riesen vom Rhein, die jetzt ganz offiziell in „Giants“ umbenannt worden sind, einen Rückstand von sieben Punkten wettzumachen und die Partie, wie es schien, in den Griff zu bekommen.

Dann jedoch zeigten die Gäste, dass sie nicht mehr jene harmlose Mannschaft sind, die in den letzten fünf Jahren gerade drei Spiele gegen Alba Berlin gewinnen konnte. Ohne in Panik zu verfallen, fanden sie im tumultösen Ambiente ihre Linie wieder, gingen erneut in Führung und brachten diese in einer dramatischen Schlussphase über die Zeit. Mit 77:72 fügten sie dem deutschen Multimeister der letzten Jahre schon die zweite Heimniederlage in dieser Saison zu. Es war dem Publikum von Anfang an deutlich anzumerken, wie froh es war, mal wieder einen Gegner nach Herzenslust verabscheuen zu können. Keine Kölner, die mit Svetislav Pesic und einer ganzen Handvoll nach wie vor hoch geschätzter ehemaliger Alba-Spieler hier gewannen, auch nicht harmlose Bonner oder geschichtslose Frankfurter, sondern Bayer Leverkusen, jene Mannschaft, die früher Jahr für Jahr die hochfliegenden Träume der Berliner zu beenden pflegte, bis ihr Alba die ganzen Nationalspieler abluchste und den Spieß umdrehte. „Nie mehr Leverkusen“, schallte es danach bei Gastspielen der Rheinländer ebenso triumphierend-höhnisch wie berechtigt durch die Arena. Nun also doch wieder Leverkusen, inzwischen Spitzenteam in einer Bundesliga, die Albas Vormachtstellung satt bekommen hat. Vier Niederlagen kassierten die Berliner in dieser Saison schon, doppelt so viel wie in der gesamten letzten. Dass eine Heimniederlage gegen Leverkusen der aufmüpfigen Konkurrenz endgültig den Respekt vor den einstigen Alleinherrschern rauben würde, war Albas Spielern wohl bewusst. Entsprechend legten sie sich ins Zeug, vorwiegend mit spielstrangulierender Defense. In dieser Hinsicht ließen sich auch die Leverkusener nicht lumpen und so entwickelte sich in der ersten Halbzeit ein hektisches Spiel, in dem mehr gezerrt, geschoben und geklammert als zielgerecht geworfen wurde.

Diese Intensität war nach der Halbzeit plötzlich verloren gegangen, was eindeutig den Leverkusenern zugute kam. In wenigen Minuten hatten sie jenen Vorsprung herausgespielt, dem Alba vergeblich nachlief. Eine ungewohnte Erfahrung für das Berliner Publikum, das langsam einsehen muss, dass die Spaziergänge zum nationalen Titel endgültig vorbei sind. MATTI LIESKE

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